Väter fordern Kürzung des Elterngelds für Mütter

2016-10-30-14-46-07
In meinem letzten Text habe ich beschrieben, wie „erfolgreich“ die aktuelle Elterngeldregelung in Bezug auf die Beteiligung von Vätern ist. 2 der insgesamt 14 möglichen Elterngeldmonate können nur in Anspruch genommen werden, wenn sie vom zweiten Elternteil beantragt werden. Dennoch lassen etwa zwei Drittel der Väter diese Monate lieber verfallen. (Alleinerziehende können auch alleine 14 Monate Elterngeld beziehen. Die Hürden sind jedoch vergleichsweise hoch, um im Sinne des Elterngeldgesetzes als alleinerziehend zu gelten.)

Auf Twitter forderten nun Robert Franken und Hans-Georg Nelles eine Ausweitung der sogenannten Vätermonate. Statt einer 12+2-Regelung schlugen sie eine 7+7-Regelung vor. Die Idee ist nicht grundsätzlich neu. Schon im schwarz-gelben Koalitionsvertrag von 2009 wurde Ähnliches beschlossen. Im Raum stand damals eine 12+4-Regelung, die jedoch schließlich nicht umgesetzt wurde.

Eine 7+7-Regelung würde bedeuteten, dass ein Elternteil alleine Elterngeld nur noch für höchstens 7 Monate beantragen könnte. Die restlichen 7 Monate müssten vom anderen Elternteil in Anspruch genommen werden oder verfallen. Ich halte eine solche 7+7-Forderung für problematisch, im besten Fall für populistisch: 7+7 klingt erst einmal irgendwie gut. Das lässt sich verkaufen. Das klingt nach halbe-halbe, und halbe-halbe klingt irgendwie nach Gleichberechtigung. Und ist es nicht das, was wir alle wollen?

Eine Änderung der gesetzlichen Elterngeldaufteilung von 12+2 auf 7+7 bedeutet jedoch in erster Linie faktisch eine Kürzung des Anspruchs auf Elterngeld für über 90% der Mütter um 5 Monate. Die durchschnittliche Bezugsdauer pro Familie und Kind würde wahrscheinlich von knapp über 12 Monaten auf etwas über 7 Monaten sinken.

Robert Franken argumentiert, eine 7+7-Regelung würde es für Arbeitgeber_innen in Zukunft ebenso „riskant“ machen, einen Mann einzustellen. Ich sehe jedoch keine Anhaltspunkte dafür, dass eine 7+7-Regelung die tatsächliche Inanspruchnahme von Elternzeit durch Väter erhöhen würde. Das bisherige „Erfolgsmodell Vätermonate“ zeigt deutlich, dass Väter nicht bereit sind, Elternzeit zu nehmen, selbst wenn sie dafür Geld geschenkt bekommen. Gleichzeitig würden Mütter in ihrem Job nicht automatisch für eine kürzere Zeit ausfallen, sie wären in den Lebensmonaten 8 bis 12 des Kindes ohne Elterngeldanspruch dann eben vom Einkommen des Kindesvaters abhängig.

Eine 7+7-Aufteilung ist für individuelle Familien innerhalb der aktuellen 12+2-Regelung bereits jetzt möglich. Eine gesetzliche 7+7-Regelung hingegen würde andersrum eine 12+2-Aufteilung, sofern sie gewünscht wäre, unmöglich machen. Ich hätte keine 12 Monate Elternzeit nehmen können. Die Gefahr für Arbeitgeber_innen an Arbeitnehmer wie mich zu geraten, würde sogar sinken. 7+7 bedeutet nicht automatisch mehr Gleichberechtigung, aber in jedem Fall weniger Wahlfreiheit.

Und wenn tatsächlich einzelne Väter allein aufgrund des finanziellen Anreizes zuhause bleiben, finde ich diese Vorstellung sogar eher gruselig. Ich möchte keinen Vater zuhause mit meinem Kind alleine lassen, der das nur macht, weil das Elterngeld ansonsten verfällt oder weil ich als Mutter nach 7 Monaten wieder arbeiten gehen muss, weil mein Elterngeldanspruch dann bereits abgelaufen ist.

Gleichberechtigung wird nicht durch Geschenke an Väter erreicht. Individuelle Freiheiten werden nicht größer, indem Müttern Geld weggenommen wird. Individuelle Freiheiten werden größer, wenn Väter auch länger als 7 Monate zuhause bleiben. Gleichberechtigung ist dann möglich, wenn Väter bereit sind, berufliche und finanzielle Nachteile in Kauf zu nehmen, um für die eigenen Kinder da zu sein und sie diese Nachteile nicht alleine den Müttern überlassen.

Darüber hinaus nervt mich der immer wieder vorgebrachte Gedanke, für Väter müssten Anreize geschaffen werden. Mit jedem Väterzentrum und mit jeder Väterkampagne wird eben gerade nicht kommuniziert, dass es ganz normal sei, wenn sich Väter in der Familie engagieren. Im Gegenteil: Mit jedem Anreiz und mit jeder Extraeinladung für Väter wird suggeriert, dass sie nicht wie selbstverständlich zuständig sind, sondern extra entlohnt und gebeten werden müssen, damit sie sich bewegen.

Für eine größere Väterbeteiligung braucht es keine zusätzlichen Anreize. Es braucht eine Diskursverschiebung in der Öffentlichkeit: Es muss Schluss sein mit der Heldenverehrung der Väter, die ihr Kind an einzelnen Tagen aus der Kita abholen. Die Ausreden der Väter für ihr geringes Engagement müssen konsequent entlarvt werden. Und es braucht eine Stärkung der Menschen, die schon jetzt den Großteil der Arbeit in den Familien übernehmen.

30 Antworten

  1. Was für eine schwachsinnige Forderung! Der Staat sagt ja nicht: „Die Mutter MUSS die 12 Monate nehmen, für den Vater haben wir die 2 Monate vorgesehen“. Es soll sogar Familien geben, die das andersherum machen (aktuell doch unsere Familienministerin, die nach 2 Monaten wieder in den Bundestag ging, während ihr Mann Zuhause bleibt).

    Ich finde es sehr sinnvoll, 12 Monate Elternzeit vorzusehen, die in jedem Fall bezahlt werden und die nicht von irgendwelchen Kombinations-Bedingungen abhängig sind. Und das sage ich, obwohl ich es sehr gut fände, wenn mehr Familien andere Modelle als 12+2 probieren würden. Wir haben damals 7+5 gelebt, obwohl es natürlich mit finanziellen Einbußen verbunden war (ich war Studentin im Abschlusspraktikum, da gab’s nicht viel Geld). Wie du also sagst: Wenn man es will, geht alles. Wer nicht will, wird sich auch nicht durch neue Bedingungen ködern lassen.

    • Jochen sagt:

      Danke für deinen Kommentar.
      Das Besondere in dem Fall ist noch, dass die Forderung von Vätern kommt, die auf politischer Ebene überall zu Wort kommen, als wichtige Ansprechpartner zu dem Thema herumgereicht werden und sich sogar selbst teilweise als Feministen bezeichnen.

      • Mein 7+7-Tweet kam aus einer völlig anderen Ecke und mit gänzlich anderem Hintergrund, aber das wissen Sie ja. Die Überschrift zu diesem Blogpost ist Populismus, aber das wissen Sie ebenfalls. Warum Sie mich in meiner Zuschreibung als Feminist so angehen und von „Herumreichen“ sprechen, verstehe ich nicht. Aber Sie bestimmt.

        • Jochen sagt:

          Der einzige Kontext zum Tweet war die Frage von @aluberlin. Der Tweet „wirkt“. Vor allem durch Ihre Reichweite udn Ihre Autorität zu dem Thema. Meiner Ansicht nach ist er nicht anders zu verstehen, wie ich es hier im Text erklärt habe als faktische Kürzung des Elterngelds für Mütter. Deshalb ist die Überschrift plakativ und meinetwegen auch teilweise Polemik, aber nicht falsch und ich würde das stilistisch mal als „Blogpost-Style“ charakterisieren.

          Die Selbstbezeichnung „Feminist“ findet sich überall in Ihrer Arbeit. Meist ziemlich prominent von Ihnen hervorgehoben. Feminist-Sein ist Teil Ihres Selbstmarketings. Warum ich das nicht unproblematisch finde, kann ich gerne mal in einem anderen Post genauer erläutern. Und dass Sie an vielen Orten zu dem Thema sprechen dürfen, ist auch einfach mitzubekommen. Dass ich das nicht uneingeschränkt super finde, wenn ich Ihr Verständnis von Feminist-Sein nicht uneingeschränkt super finde, ist eine logische Folge.

  2. carsten sagt:

    Hallo Jochen, bist du eigentlich auch gegen die Frauenquote? Fördert sie Gleichberechtigung oder würdest du sie auch als Geschenke an die Frauen sehen?
    Ebenso stimme ich nicht zu, dass es keine Väter Zentren geben sollte. Angebote für Väter haben die gleiche Berechtigung wie Angebote für Frauen. Besonders so lange noch wie der Kündigungsschutz für Väter nachteilig gestaltet ist und die Rentenbeiträge automatisch der Frau zugesprochen werden, wenn beide Elternteile es nicht anderes beantragen und nach der Elternzeit noch einmal bestätigen.
    Wo ich dir zustimme ist bei 7/7,zumindest zum Teil. Ich bin auch der Meinung, dass man den Elternteilen die Aufteilung überlassen sollte. Ich glaube nicht, dass es dann neun Monate werden, ich schätze auf zwölf. 12 Monate hat die Politik mit ihren 14 Monaten Elterngeld als das Alter zementiert, in dem Kinder in die Krippe müssen. Beide Elternteile können dann den Karrierebooster starten, die Arbeitgeber sind zufrieden, das Haushaltseinkommen entwickelt Konsumkapazitäten und alle sind glücklich

    • Claudia sagt:

      Wozu braucht es Väterangebote? Könnte es nicht einfach Elternangebote geben?

      • Carsten sagt:

        In vielen Bereichen hast du Recht. Beim Eltern-Kind-Turnen, beim Musikgarten und beim Babyschwimmen z.B. (Abgesehen davon, dass es schon vorgekommen ist, dass Mütter ihren Kindern in meinem letzten Urlaub gesagt haben:“Ihr bleibt angezogen bis der Mann raus ist.“ Das fördert nicht gerade das Miteinander bei einer so wichtigen Sache wie der Kinderbeteuung).
        Beim gemeinschaftlichen Babywiegen bei der Hebamme sieht es da schon anders aus. Auch wenn Männer mitfühlend sein können;-) und Ihren arbeitenden Partnerinnen (egal ob müssend oder wollend) von den normalen gesundheitlichen Besonderheiten nach einer Schwangerschaft berichten, so gibt es doch -meines Erachtens- normale Hemmschwellen zwischen Mann und Frau. Auch wenn es um Gemeinsamkeiten wie Kinder geht.
        Deshalb halte ich es für sinnvoll am Bedarf orientierte „Schutzräume“ für Frauen und Männer zu schaffen. Es kann z.B. quälend für einen Mann sein, dass ihm die Frau regelmäßig vorwirft:“ Du bist so sch.. wie du wenig verdienst. Du machst dir hier einen schönen Tag und ich muss zur Arbeit.“ Das die Höhe des Verdienstes regelmäßig vor der Zeugung schon ähnlich verteilt war, wird dann manchmal vergessen. Das kann natürlich auch genau anders herum sein, eignet sich aber -wie ich finde- nicht für eine Pekip-Runde.
        Ausserdem stelle ich mir in diesem Zusammenhang immer die Frage: Wenn beide Elternteile zwölf Monate Elternzeit machen wollen, wird dann 50:50 geteilt? Spricht man dann einem Elternteil mehr Recht auf Kind zu?
        Ich glaube dieses Blog ist wichtig, weil es zum Nachdenken und Hinterfragen anregt. Nach dreieinhalb Jahren Elternzeit bin ich mir aber viel sicherer als vor dieser Zeit: Eine Rollenverteilung in der Beziehung (mit Kindern/Familie) ist sinnvoll und nötig, sonst zereibt es. Die Ausgestaltung sollte aber den Beteiligten zugesprochen werden. Familienarbeit ist Generationenarbeit.
        Nach zehn jahren 2001 – 11 Jahren Berlin kann ich außerdem sagen (übrigens auch am Görli) Kreuzkölln und Prenzlauer Berg liegen verdammt dicht beieinander.
        In anderen Gegenden sieht es aber anders aus. In Berlin wie anderswo.
        Und da sehe ich die Haupt -aber wohl nicht zu umgehende- Schwachstelle: Wenn man alleine vorgelaufen ist fällt es schwer andere noch mitzunehmen. Man muss schreien, dass man noch gehört wird. Verstanden wird man meist nicht. Und nur die wenigsten versuchen noch hinterher zu rennen.
        Deshalb plädiere ich für einen Weg mit Zwischenschritten d.h. bedarfsorientierten Familienangeboten, teils auch nach Geschlechtern getrennt. Wie gesagt: Familienarbeit ist Generationenarbeit.

        • Jochen sagt:

          Ich habe gar nicht gesagt, dass es grundsätzlich keine Väterzentren geben sollte. Ich möchte sagen, dass damit oft eine Abgrenzung betont wird und eben gerade keine Selbstverständlichkeit. In dem Fall beziehe ich mich ja vor allem auf das Väterzentrum im Prenzlauer Berg und da hab ich ja in meinem Text versucht darzulegen, warum ich es in dem Fall nicht gelungen finde, weil dort diese Abgrenzung so zelebriert wird.

          Ich glaube, dass die Frauenquote eine Möglichkeit sein kann, damit sich etwas verändert. Sie ist sicherlich nicht die letztendliche Lösung. Genauso finde ich es grundsätzlich in Ordnung, wenn es auch einzelne Angebote nur für Väter gibt. Es muss aber dann immer geschaut werden, warum diese Angebote so ausgerichtet sind. Ist es ein Angebot, damit die nervigen uncoolen Mütter mit ihren balinesischen Kinderliedern nicht dabei sind? Dann finde ich es nicht gerechtfertigt. Oder handelt es sich vielleicht um ein Beratungsangebot, dass sich mit ganz speziellen Problemlagen beschäftigt, die tatsächlich nur Väter betreffen? Dann habe ich nichts dagegen.

          • Jochen sagt:

            Achso, und noch zur Frage mit den Zwischenschritten: Ja, ich habe nichts gegen Zwischenschritte. Ich verstehe auch, dass es manchmal schwerig ist, andere mitzunehmen. Aber ich sehe auch nicht ein, warum ich Aspekte feiern soll, die ich einfach grundsätzlich problematisch finde, nur weil es andere Aspekte gibt, die ich noch problematischer finde. Ich glaube, dass sich viele auf dieser medialen Heldenverehrung der Zweimonatselternzeitväter ausruhen. So kommen wir genausowenig weiter.

  3. Ulla Anna sagt:

    Also ganz ehrlich: Wo kommen in diesem Artikel die Kinder vor? Wenn man der Mutter das Elterngeld kürzt, kürzt man auch automatisch beim Kind zu dessen Nachteil. 20% aller Kinder wachsen in Armut auf und Ihr fordert allen Ernstes dies noch zu verschlimmern?

  4. Ulla Anna sagt:

    Ich glaube, ich muss mich entschuldigen, habe nur den oberen Teil des Artikels gelesen. Ein sehr guter Artikel

  5. Meg sagt:

    Ich kann diesen Väterlobbyquatsch und deren Forderungen nicht mehr hören, geschweige lesen! Es heißt Elterngeld und finde es völlig egal, wer das zu welcher Zeit in Anspruch nimmt. Familien sind zur Zeit ziemlich facettenreich und lassen sich nicht zwingend Geschlechter spezifisch bestimmen…… Fakt ist, Väter nehmen Elternzeit eher selten in Anspruch und hier müsste grundlegend in der gesamten Gesellschaft etwas passieren. Männer und Frauen/ Väter und Mütter werden niemals gleich sein und das ist auch gut so.

    • Charlotte sagt:

      Väter und Mütter SOLLEN nicht gleich sein. Bitte bitte nicht! Sie sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht und das ist auch gut so. Ein Kind braucht beides! (Ich bin alleinerziehen und weiß, wie gut meinen Kinder der Umgang mit ihrem Vater tut, weil ich eben KEIN Mann BIN) Männer und Frauen sollen gleichwertig sein. Das ist doch der Punkt, nicht gleich. Jeder bringt seine eigenen Qualität in der Familie und in der Kindererziehung mit, niemand ist weniger wert.

      • Jochen sagt:

        Väter und Mütter sind genausowenig gleich wie Mütter und Mütter gleich sind oder Väter und Väter. Ja, es ist wichtig, dass Kinder mehrere Bezugspersonen haben, von denen sie sich unterschiedliche Aspekte abgucken können. Ob das aber Vater und Vater, Mutter und Vater, oder beispielsweise Mutter und Oma sind, ist ziemlich egal.
        Das Problem ist ja, dass sich in den meisten Familien nicht alle gleich einbringen. Mütter bringen sich in mehr als 95% der Fälle sehr viel ein, Väter kaum.Und das macht sehr wohl einen Unterschied.

  6. Charlotte sagt:

    Zum Artikel: jeder braucht die Angebote, die ihm in seiner Problemstellung unterstützen. Geschützte Räume für Väter/Männer sind genauso wertvoll, wie für Frauen/Mütter oder auch lesbische/schwule Elternteile. Sofern es in diesem Kontext geschieht, dann nur zu. Pekip können beide, ebenso das Fußballtraining, den Ballettunterricht und die Musikstunde. Das kann Vater genauso gut wie Mutter.

    Elterngeld ist Elterngeld und kein Vater-/Muttergeld. Wie es aufgeteilt wird, sollte weiterhin jeder Familie höchstselbst überlassen werden. Ich stimme dir zu, dass es keine weiteren Väterhuldigungen mehr braucht, eben weil sie gleichwertig zur Mutter sind. Allerdings haben das viele Väter noch nicht verinnerlicht und auch viele Mütter sehen sich hier in ihrer Kompetenz stark bedroht. Eigentlich brauchen Mütter eher Nachhilfe darin, ihren Mann Vater sein zu lassen. 😉

    Die heutige Arbeitswelt im Allgemeinen ist Familienfeindlich und es droht nicht nur buchstäblich in den Familien der Ehe-Burnout. Einfach weil die innerfamilären Ansprüche und die Ansprüche von außen viel zu hoch sind und das muss die Ehe/Familie aushalten, was sie leider oft nicht schaffen. Daher gilt es in meinen Augen die Ehe/ Partnerschaft der Erwachsenen innerhalb der Familie zu stärken und dieser Aufmerksamkeit zu schenken, damit eine Familie auch eine Kernfamilie bleiben kann.

    Daher mein Plädoyer: verliert euch nicht wieder in Nebenkriegsschauplätzen, die da heißen, wer ist der bessere Elternteil. Sondern behaltet doch mal das Ziel viel mehr im Auge. Und das heißt: die Kinder zu selbstständigen, lebensfrohen und beziehungsfähigen Erwachsenen zu machen und dabei selber noch Spaß am Leben zu haben. Im besten Fall mit meinem Partner. 😀

    • Jochen sagt:

      Ich glaube nicht daran, dass die Mütter den Vater nur machen lassen müssten. Ich hab noch nie von einer Mutter gehört, die dem Vater verboten hat, nachts aufzustehen, um das Kind zu wickeln. Gut finde ich dazu beispielsweise diesen Text: http://dasnuf.de/maternalgatekeeping/

      Hm, klar geht es darum, für die Kinder da zu sein und selbst dabei Spaß zu haben. Ich finde es bei der Frage allerdings keinen „Nebenkriegsschauplatz“, wer wieviel Aufgaben übernimmt. Ich kann mir vorstellen, dass viele Mütter erheblich mehr Spaß hätten, wenn die Väter auch Verantwortung übernehmen, auch mal den Abwasch machen, im Kopf haben, wann die nächste Vorsorgeuntersuchung beim Kinderarzt ansteht und nicht nur am Wochenende für die Kinder da sind.

  7. rona sagt:

    Danke für diesen Artikel, Jochen. Soweit ich das bisher wahrgenommen habe setzt sich Robert Franken ja sehr intensiv und aktiv für Frauenrechte und Gleichberechtigung ein. Interessant finde ich, wie Du herausstellst, dass das Bestreben nach Gleichberechtigung in Zahlen auch nach hinten losgehen kann. Gleichberechtigung als Eltern ist ja auch ein vordergründiges Bestreben der Väterlobbyisten. Hier wird dann das Wechselmodell um jeden Preis gefordert. Wenn aber das Wohlergehen der Kinder hinter den auf-Teufel-komm-raus ausgeglichen Zeiten, Geldern und Zahlen der Eltern zurückstehen muss, führt das nicht unbedingt zu guten Lösungen für alle.

    • Jochen sagt:

      Danke für die Ergänzung. Ja, das passt tatsächlich sehr gut in diese Wechselmodell-Forderung der Väterlobbyisten. So hab ich den Zusammenhang auch gar nicht gesehen. Väter wollen vielleicht eigentlich dazu gezwungen werden, von Beginn an mit Kind die Hälfte der Zeit zuhause zu bleiben, damit sie das nicht selbst entscheiden müssen, sich damit gegenüber niemandem durchsetzen müssen und damit auch niemand sie auf dem Arbeitsmarkt in der Zeit überholen kann, weil dann ja alle zuhause bleiben müssten.

  8. Jemi Lehmann sagt:

    Elterngeld ist ein in der modernen, und freien Gesellschaft notwendiger und recht unzureichender Oma/Grossfamilienersatz.

    Was die Diskussion betrifft: Warum der Mangel an Flexibilität? 7+7 muss ja nicht zwangsläufig zu 7-max only für Mütter werden? Der grosse Mangel ist doch hier eher dass bei 12+2 2 verfallen, wenn der Vater sie aus irgendeinem Grund nicht nehmen will/kann. Elterngeld ist ausserdem ein Luxusproblem für Vernünftig bezahlte Angestellte – momentan die ‚Cashkühe‘ unserer Gesellschaft. Für Geringverdiener, Selbständige oder extrem gut verdienende funktioniert das Modell eh nicht so gut.

    Der Fokus der Familienunterstützung ist meiner Meinung nach sehr unvollständig proportioniert. Eine super Idee wäre eine zusätzliche Kinder-basierte Altersversicherung. Die funktioniert so: Pro Kind und Monat bekommt jeder Elternteil, der seinen Unterhaltspflichten im vollen Umfang nachkommt, gehaltsunabhängig und so lange es Kindergeld gibt noch einen zusätzlichen Betrag – sagen wir 100 € auf ein persöhnliches Altersversicherungskonto gutgeschrieben, das mit der offiziellen Inflationszinsrate verzinst wird. An das Geld kann man steuerfrei erst mit 65 ran. Mann Kann es allerdings in Kombination mit einer Lebensversicherung für den Erwerb von Wohnraum beleihen.

    Dies würde den Ewerbs- und Karrieredruck gerade in den frühen Elternjahren enorm entspannen, zusätzlich Alterssicherungsängste abbauen und die Konkurrenzsituation auf dem Wohnungsmarkt zum Vorteil von Familien verschieben. Wenn dann noch eine Zeit des bedingungslosen Grundeinkommens in den Altersjahren 18-24 unabhängig von Hoch- oder Fachhochschulstudium dazu kommt, dann haben wir eine kinderfreundlicherer und gerechtere Gesellschaft.

  9. Ich teile sehr große Teile der Argumentation ind der Inhalte dieses Artikels. Was mich jedoch maßlos ärgert, ist die Tatsache, dass ich von Jochen König als Gegner der Mütter inszeniert werde und für eine Art „Männerlobby-Front“ missbraucht werde. Wer mich auch nur annähernd kennt, weiß, wie absurd das ist.
    Mein Beispiel des „7+7“ zielt und zielte stets einzig und allein darauf ab, dass man eine Diskriminierung von Müttern vermutlich erst dann beenden könne, wenn aus der Sicht des Arbeitgebers auch Männer für den gleichen Zeitraum „auszufallen“ drohen. Niemals war damit eine politische Forderung oder gar eine substanzielle Argumentation pro Wechselmodell verbunden.
    Dennoch konstruierte J. König eine polemische Herleitung und verfasste eine populistische, weil falsche Überschrift. Gleichzeitig greift er in den Kommentaren und z.T. auf Twitter meine angebliche Positionierung als Feminist an und spricht davon, dass man mich ja diesbezüglich „herumreichen“ würde. Nichts davon hilft dem Thema, sondern ausschließlich der Inszenierung des Autors selbst. Womit ich ein solches Verhalten auslöse, ist mir nach wie vor ein Rätsel.

    • Jochen sagt:

      Danke für den Kommentar bzw. die Erläuterungen. Zum Kontext: Alu hat bei Twitter gefragt: „Was denkt ihr: wie könnte man es Familien in Deutschland noch besser ermöglichen Beruf und Familie zu ermöglichen?“ Darauf kamen folgende Antworten: „Wöchentliche Arbeitszeit von 30h und ein Lebensarbeitszeitkonto“ oder „das Kindergeld nicht aufs ALG2 anrechnen“ oder „Kita beitragsfrei inkl. Mittagessen“ Alle anderen Antwortenden haben die Frage also genau so verstanden wie ich. Zum Kontext gehört übrigens auch ein Gespräch zwischen Alu und Manuela Schwesig. Der Tweet „Elternzeit/Elterngeld 7+7, statt 12(+2)“ kann meiner Ansicht nach also nur so verstanden worden sein, wie ich es in meinem Text darlege. Auch Ihre Antworten auf meine Kritik deuten völlig auf meine Interpretation hin. Zum Beispiel: „Der Hebel wäre größer“. Auch Hans-Georg Nelles hat es scheinbar genau so interpretiert wie ich, indem er davon schreib an den „Besitzstand“ der Mütter in Form der 12 Monate heranzuwollen. Sie haben dieser Interpretation gegenüber Hans-Georg Nelles nicht widersprochen, sondern mit Hans-Georg Nelles argumentiert. Nichts deutete daraufhin, dass Sie meiner Kritik in irgendeiner Form zustimmen. Im Gegenteil: Es kam dann so ein Tweet: „Willst Du meine Begründung für 7+7 nicht verstehen oder habe ich es schlecht erklärt?“ Der deutet bei aller Liebe nicht daraufhin, dass das mit 7+7 gar nicht so gemeint war und war für mich Anlass, meine Kritik an Ihrer Argumentation in einem Blogpost genauer zu erläutern. Und selbst wenn es nicht so gemeint war, wurde es von sehr vielen Leuten genau so gelesen. Und da kommt die Verantwortung ins Spiel, die mit Ihrer Rolle einhergeht. Im Gegensatz zu mir hören Ministerinnen Ihnen zu. Sie sprechen auf politischen Events genau zu dem Thema. Unter anderem weil Sie sich öffentlich an vielen Stellen als „Feminist“ inszenieren. Wenn Ihnen nun Ministerinnen zuhören bzw. diese im Kontext vorkommen (wie in diesem Fall durch das Gespräch zwischen Alu und Manuela Schwesig) finde ich einen solchen Tweet „Elternzeit/Elterngeld 7+7, statt 12(+2)“ wie in meinem Artikel dargelegt, entweder völlig populistisch oder eben ziemlich problematisch. Und dann finde ich eine Kritik an Ihrer öffentlichen Positionierung zu dem Thema angebracht und wichtig. Und die wird auch nicht weniger wichtig, weil Sie im Nachhinein sagen, das doch alles nicht so gemeint zu haben.

      • Jochen König Ich habe nicht im Nachhinein gesagt etwas „nicht so gemeint“ zu haben. Ich habe statt dessen mehrfach versucht Ihnen zu erklären, woher das Thema „7+7“ stammt(e). (Ich spare mir die x-te Wiederholung an dieser Stelle). Meine Erklärung passt ganz offensichtlich nicht in die Argumentation, weshalb Sie sich wohl dazu entschlossen haben sie zu ignorieren.
        Gleichzeitig schreiben Sie, dass mir „Ministerinnen zuhören“, Ihnen jedoch nicht. Ernsthaft? Weil ich einmal auf ein Panel eingeladen war, bei dem das Thema Vereinbarkeit thematisiert wurde? Das ist ein Problem für Sie? Ich räume jederzeit meinen Platz für Sie.
        Sie haben eigentlich erheblich mehr Substanz in ihrer politischen Argumentation als ich. Sie haben sich eingehend mit den politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen befasst und einiges publiziert. Ich verfolge seit langer Zeit Ihre Arbeit. An vielen Stellen bin ich nicht unbedingt auf Ihrer Linie, aber ich respektiere Ihren Einsatz und finde ihn beeindruckend. Niemals hätte ich Sie bloßgestellt, nur um einen populistischen Text o.Ä. wirksamer zu machen. Dass Sie das umgekehrt nicht hinbekommen und mich statt dessen auf einer dem Thema abgewandten Ebene attackieren, finde ich wirklich schade.

        • PS: Aber wir können es an dieser Stelle dabei bewenden lassen. Mich haben nämlich die tollen Rona Duwe und Vera Schroeder (bei FB) auf die richtige Spur gebracht: Wenn mein Tweet dazu dient, dass das Thema mehr Aufmerksamkeit bekommt, dann kann ich sehr gut damit leben. Was mich daran stört, habe ich ausführlich beschrieben, doch die beiden Damen haben Recht: Es geht um die Sache und die haben Sie gut und richtig dargelegt. Ich muss wohl lernen, dass man(n) als Feminist manchmal Mittel zum Zweck ist (und sein darf). Danke, Vera und Rona.

          • Jochen sagt:

            Ok, ich verstehe nun, dass es um eine andere Ebene geht. Vielleicht werden Sie es mir nicht glauben, aber meine Absicht war nie, Sie bloßzustellen. Und viele Rückmeldungen deuten darauf hin, dass es auch von anderen nicht unbedingt als Bloßstellen empfunden wurde. Auch ich schätze Ihre Arbeit und bin dabei – ähnlich wie Sie es auch schreiben – nicht immer auf der gleichen Linie. Mir ging es um eine inhaltliche Argumentation, weil ich ihren Tweet tatsächlich (unter Berücksichtigung des Kontextes und Ihrer Autorität zum Thema) inhaltlich problematisch fand. Wenn Sie schon länger meine Arbeit verfolgen, ist Ihnen sicherlich aufgefallen, dass ich niemanden mit meiner Kritik verschone. Auch Philipp Menn oder beispielsweise die Organisation Pinkstinks (mit denen mich inhaltlich jeweils auch viel verbindet) wurden/werden von mir teilweise heftig kritisiert. Ich finde, es gibt nicht nur zu viel Heldenverehrung von Vätern, sondern eine ebenso große Heldenverehrung von Männern, die sich mit feministischen Themen öffentlich positionieren. (Mir ist bewusst, dass ich auch selbst oft genug davon profitiere.) Das führt aber unter anderem dazu, dass ich kein Bedürfnis habe, Männer, die sich öffentlich/politisch zu dem Thema äußern, zu schonen. Das darf natürlich auf keinen Fall dazu führen, sich persönlich zu verletzen. Wenn Sie sich auf dieser Ebene persönlich verletzend angegriffen gefühlt haben, bitte ich dafür um Entschuldigung. Das war wirklich nicht meine Absicht.

  10. Modeste sagt:

    Ich muss gestehen, ich finde die Idee einer Halbteilung nach wie vor charmant. Wir haben das auch sehr gern so gemacht. Ich sehe rund um mich herum Frauen, deren Karrieren durch überlange Elternzeiten ziemlich zerrupft werden. Eine Erhöhung der Vätermonate gerade bei denjenigen Vätern, die schon heute gern mehr Zeit mit den Kindern verbracht hätten, würde ihnen helfen, beruflich nicht abgehängt zu werden.

    Ich sehe durchaus, dass es Familien gibt, die dann nur sieben Monate nehmen. Das ist dann die Kröte, die schlucken muss, wer sich beruflich unentbehrlich fühlt. Sozusagen der Ego-Aufschlag. Sicherlich mag es auch diejenigen geben, die auf jeden Euro angewiesen sind und keinerlei Ersparnisse für die Elternzeit angelegt haben. Aber rechtfertigt es diese kleine Gruppe, eine vermutlich ausgesprochen wirksame Gleichstellungsmaßnahme nicht zu ergreifen?

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