„Da WILL jemand ein Kind“

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Ich sitze in meinem Büro und schaue mir nochmal den ZDFdonnerstalk von gestern an. Ich bin mir überhaupt nicht sicher, wie es gelaufen ist und wie ich das alles finden soll. Ich versuche mich an einer ersten Reflexion.

Mein Besuch in der Sendung wurde in den letzten Wochen mehrmals hin und her verschoben. Ich habe unzählige Male mit der zuständigen Redakteurin telefoniert und ständig die Betreuung der Kinder für die Zeit der Sendung neu planen müssen. Viel Vorlauf und viel Stress für letztendlich zwölf Minuten im Fernsehstudio.

Nach einem Einspielfilm ging die erste Frage an Martin Lohmann, der auf Wunsch des ZDF als Antagonist eingeladen war. Minutenlang durfte er abseits des eigentlichen Themas unwidersprochen über seine antifeministischen Thesen zu Schwangerschaftsabbrüchen und darüber, was uns die Natur angeblich so sagt, schwadronieren. Er hörte nicht auf zu reden, um sich dann als jemand darzustellen zu können, der im deutschen Fernsehen nicht ausreden dürfe. Anders als er und anders als abgesprochen hatte ich keine Gelegenheit für ein Eingangsstatement, sondern musste mich von Beginn an gegen seine Angriffe auf meine Familie und seine Behauptung, meine Familie sei „nicht wirklich“ Familie, wehren.

„Da WILL jemand ein Kind“, wurde von Martin Lohmann, aber auch von einem in der Sendung vorgelesenen Facebook-Kommentar zum Skandal erhoben und als egoistisch definiert, so als wäre ich der einzige Mensch der Welt mit Kinderwunsch. Ein Zuschauer durfte auch noch sagen, dass er meine Familie irgendwie nicht gut findet, ohne dass er dafür irgendeine Begründung vortragen konnte. Gleichzeitig versuchte Lohmann, seine eigenen radikalen Ansichten als mehrheitsfähig darzustellen. Nur weil aber noch immer mehr oder weniger viele Familien einem gesellschaftlich konstruierten Mama-Papa-Kind-Ideal entsprechen, heißt das noch lange nicht, dass alle Menschen in diesen Familien die eigene Lebenssituation als allgemeingültig betrachten und anderen Konstellationen ihr Dasein als Familie absprechen.

Ich finde, es ist ein großer Skandal, dass in den Talkshows der öffentlich-rechtlichen Sender immer wieder solche menschenfeindlichen Personen zu Wort kommen und mit ihren radikalen Thesen so viel Raum bekommen. Soweit so schlecht. Vielleicht muss ich damit zufrieden sein, dass mein Thema überhaupt auf einem solchen Sendeplatz besprochen wurde. Vielleicht muss ich mich damit trösten, dass diese weißen alten Männer nicht mehr unter sich sind und ihnen zunehmend auch in der Öffentlichkeit widersprochen werden kann. Vielleicht habe ich es geschafft, auch ein oder zwei wichtige Sätze rüber zu bringen.

Vieles, was ich mir vorgenommen habe, konnte ich nicht sagen: Ich hätte gerne gesagt, wie skurril es ist, dass ich in Talkshows eingeladen werde und sich Menschen meine Geschichte anhören, obwohl ich nichts anderes leiste, als viele hunderttausend andere Mütter auch. Ich hätte gerne noch über konkretere familienpolitische Forderungen gesprochen. Über das Armutsrisiko für Alleinerziehende. Darüber, dass die Hälfte der Väter keinen oder ungenügenden Unterhalt zahlt, staatliche Unterhaltsersatzleistungen aber nur für sechs Jahre und spätestens bis zum zwölften Lebensjahr eines Kindes gezahlt werden, so als ob Kinder dann keine Kosten mehr verursachen würden. Ich hätte gerne gefragt, warum Männer in Hetero-Ehen völlig unabhängig davon, ob sie bei der Zeugung beteiligt waren, automatisch Vater eines Kindes werden, dasselbe aber nicht für Frauen gilt, deren Partnerinnen ein Kinder gebären. Ich hätte gerne darüber gesprochen, was eigentlich dagegen spricht, dass auch drei Menschen Eltern eines Kindes werden dürfen.

Gerne hätte ich Herrn Lohmann gefragt, woher er seine Sicherheit nimmt, dass sein Familienmodell für alle das Richtige sein müsse. Und ob es nicht unendlich grausam ist, solche Positionen zu vertreten, wenn auch nur der leiseste Zweifel daran besteht. Ich zum Bespiel bin mir ständig unsicher, ob das alles so richtig ist, wie ich das mache und würde nie auf die Idee kommen, meine Lebenssituation auf diese Art und Weise zu verallgemeinern.

Gerne hätte ich auch noch problematisiert, dass sich Familienpolitik nicht an real existierenden Familien orientiert, sondern oft im Kontext des demografischen Wandels diskutiert wird, mit dem Wunsch, es müssten wieder mehr Kinder geboren werden. Es müssen nicht mehr Kinder geboren werden. Die angeblich so dringend benötigten Kinder könnten längst da sein. Sie wurden im ersten Beitrag der Sendung gezeigt. Völlig unabhängig davon, wer wann wo und wie viele Kinder braucht, ist und bleibt eines der wichtigsten Statements dieser Tage: Refugees Welcome!

Beim Umtrunk nach der Sendung habe ich schnell ein paar Gläser Sekt geleert, ein Fanfoto mit Dunja Hayali gemacht und bei der Verabschiedung von Herrn Lohmann habe ich ihm noch angekündigt, dass wir uns schon bald wiedersehen werden. Wie in den vergangenen Jahren werde ich auch in diesem September wieder gegen den Marsch seiner vermeintlichen Lebensschützer_innen demonstrieren. Lohmann fragte mich noch ein paar Mal gebetsmühlenartig „Sind Sie denn nicht für das Leben?“, eine wirkliche Diskussion mit ihm war aber zu keinem Zeitpunkt möglich.

Ich habe heute Nacht wenig geschlafen und viel gegrübelt. Vielleicht sind meine Gedanken hier etwas wirr und durcheinander. Wie fandet ihr die Sendung? Ich freue mich ehrlich über Rückmeldungen…

Dunja Hayali mit Fanboy nach der Sendung

Ein von Jochen König (@koenigjochen) gepostetes Foto am

27 Antworten

  1. Andrea sagt:

    Lieber Jochen,
    ersteinmal vielen Dank für deinen Mut, über „dein“ Thema generell öffentlich in deinem Blog und dann auch noch in einer Fernseh-Talkshow zu sprechen.
    Zu diesen Talkshows: Es muss einem immer bewusst sein, dass es hierbei zu allererst um den Event-Faktor einer Sendung geht. Und die ist nunmal da, wenn es besonders große Differenzen gibt, wenn ein Mensch sich besonders unverschämt verhält und zB nicht ausreden lässt. Erst an zweiter Stelle geht es um das Aufzeigen neuer Ideen und anderer Lebensformen, um das Diskutieren und das Abwägen unterschiedlicher Meinungen. Eine zivile Diskussion hat eindeutig zu wenig Event-Charakter und ist daher grundsätzlich nicht gewollt.
    Das ist schade und führt seit Langem dazu, dass ich diese Sendungen nicht mehr anschauen mag. Ich werd einfach zu wütend.

    Daher der schwache Rat: nimm es nicht persönlich. Ein paar Menschen wirst du sicherlich auf neue Ideen gebracht haben.

    Liebe Grüße

    Andrea

    • Jochen sagt:

      Danke für deine Rückmeldung. Mir war schon klar, dass ich nicht alles sagen kann, was ich sagen will und dass es irgendwie um Schlagabtausch und Verkürzung geht oder so. Hm, das mit dem Nicht-so-persönlich-nehmen, ist nicht so einfach, schließlich geht es ganz persönlich um meine Familie. Und ich versuche ja auch deutlich zu machen, dass eine solche Argumentation, wie sie von Lohmann und anderen kommt, eben nicht nur eine abstrakte politische Position ist, sondern ein Angriff auf viele ganz reale Familien.
      Liebe Grüße zurück

  2. Ich fand die ganze Aktion auch höchst verwirrend. Schon als Lohmann ansetzte mit „Ich organisiere ja den Marsch zum Schutz des ungeborenen Lebens“ habe ich mich gefragt, wer auf die Idee gekommen ist, ihm eine Plattform geben zu müssen. Er ist ja nicht nur ein Traditionalist, sondern auch eindeutig ein christlicher Fundamentalist.

    Ich verstehe durchaus, dass einige Menschen ein Problem mit Entwürfen haben, die außerhalb ihres Alltags und ihrer bisherigen Welt sind, aber dann muss solchen Debatten eben auch mehr Zeit und Raum eingeräumt werden, als die letzten paar Minuten. Und die Mama-Papa-Liebes-Debatte?! Einmal abgesehen davon, dass auch das ein nicht wirklich tragfähiges Argument ist, zeigte es auch, dass sie nicht wirklich zugehört haben. Deine Töchter haben ja Mama(s) und Papa in ihrem Leben, als auch partnerschaftliche Liebe (zwischen den Müttern).

    Das zeigte aber auch sehr deutlich, dass es eher um ein Bauchgefühl geht, als um Fakten. Vielen ist bei dem Gedanken an alternative Familien oder gar Geschlechterrollen einfach „unwohl“, ohne dass sie selbst genau begründen könnten, warum eigentlich. Ich denke, du hast sehr gut verständlich gemacht, warum solches Unwohlsein okay, die Ängste selbst aber eher unbegründet sind und dass eine Familie nicht nur das ist, was irgendwo auf dem Standesamt beurkundet wurde, sondern ein Netzwerk aus Menschen, die einander und dem Kind viel Liebe und Möglichkeiten zum Wachsen geben.

    Trotz der widrigen Umstände also vielleicht ein gelungenerer Auftritt, als man im ersten Moment denken würde.

    • Jochen sagt:

      Danke für deine Rückmeldung. Hm, ja, gegen das „Bauchgefühl“ kommt man nicht in 5 Minuten an. Aber es wird ja nicht die letzte öffentliche Auseinandersetzung dieser Art gewesen sein und vielleicht hilft die gesteigerte mediale Präsenz dieser Themen irgendwann, auch wenn es manchmal so schräg ist wie am Donnerstag…

  3. Heike sagt:

    Ich fand die Zeit viel zu kurz und das du einfach nicht zu Wort gekommen bist.
    Irgendwie hatte ich das Gefühl das deine Lebensart als schlecht dargestellt werden sollte.Sehr schade.

    • Jochen sagt:

      Ich glaube nicht, dass es ein grundsätzliches Ziel gab, meine Familie schlecht darzustellen. Der Einspielfilm war ja beispielsweise nicht negativ. Aber es gibt doch einfach viele Vorbehalte und die sind in der kurzen Zeit nicht zu besprechen…

  4. kinderhabenblog sagt:

    Puh, als der alte Mann mit seinem Abtreibungsgegner-Kram anfing, wollte ich reflexartig wegklicken. Ich habe dann doch durchgehalten. Du hast das gut gemacht und es ist einfach blöd von der Redaktion, dir diesen verbohrten Mann an die Seite zu setzen, der den Großteil der Zeit am Thema vorbei schwadroniert. Komisches Konzept außerdem, dass plötzlich wie zufällig ausgesuchte Zuschauer hinter diesem Podium stehen, dummes Zeug erzählen dürfen und das ganze dann als „So sehen es die Bürger“ dargestellt wird. Es scheint, als hätten die ZDF-Redakteure zu viel Privatfernsehen geschaut.

    Aus dem, was du hier noch schreibst, könnte man ja prima noch ein paar weitere Sendungen machen. Vielleicht lässt sich RTL, äh das ZDF, ja davon inspirieren.

    Schöne Grüße!

    • Jochen sagt:

      Hm, ich frage mich beispielsweise, ob ich ihn gleich am Anfang bei seinem Abtreibungsstatement hätte unterbrechen müssen. Ich wollte aber warten, bis ich ein erstes Mal dran bin. Im Nachhinein war das vielleicht ein Fehler. Und ja, ich hoffe, dass das Thema immer mal wieder irgendwie in die Medien kommt und sich so langfristig was ändert. Danke für deine Rückmeldung und schöne Grüße zurück!

  5. Lieber Jochen,
    schade, dass Frau Hayali ihren Gast so schlecht im Griff hatte und sich anscheinend auch nicht gut auf das Thema vorbereitet hat. Es kam alles sehr einseitig rüber, Herrn Lohmann wurde viel zu viel Platz eingeräumt und zugelassen, dass er sich, wie Du schon sagst, völlig am Thema vorbei äußert und auch noch Werbung für seinen komischen Zug macht. Seine Thesen sind doch völlig haltlos. Ich kenne genügend Literatur (zB. Remo Largo), die Euer Familienmodell unterstützt. Genau, was Du gesagt hast, in der Sendung: ein Kind braucht Liebe und Bezugspersonen und da ist es egal, ob das Mutter/Vater, Mutter/Mutter, Mutter/Vater/Mutter, Tante, Onkel, Oma, Mitbewohner ……. sind.
    Aufgeschlossene Mitmenschen, die die Sendung gesehen haben, werden nicht so sehr auf Herrn Lohmann geachtet haben, oder sich über ihn geärgert haben. Ich fand den Einspieler über das Co-Parenting toll, der hat ein wirklich schönes Bild gezeichnet. Umso unverständlicher war für mich die Herangehensweise von Frau Hayali. Die hätte ich im Vorfeld anders eingeschätzt. Auch der gezeigte Facebook-Post war doch bewußt gewählt. So als wollten sie das Co-Parenting diskreditieren.
    Ärgere Dich nicht, verbuche es als Medien-Erfahrung. Es gibt genug Leute, die aufgeschlossener für Lebensmodelle sind.
    Ich glaube auch, dass Eure Kinder glücklicher aufwachsen, als welche, die eine schlimme Trennungserfahrung oder ständig streitende Eltern haben. Ich hätte meinen Jungs die Trennung nicht gewünscht und versuche nun das beste aus unserem neuen, nicht selbst-gewählten Familienmodell zu machen. Auch wir sind Familie.
    LG
    Katha Bro

    • Jochen sagt:

      Liebe Katha,
      Frau Hayali hat ja versucht ihn zu bremsen, aber hat das auch nicht geschafft. Es gehört ja eben auch ein wenig zu seinem Selbstverständnis und seiner Strategie einfach nirgendwo angehört und überall unterbrochen zu werden. Hm, aber ja vielleicht hätten alle darauf besser vorbereitet sein müssen – mich eingeschlossen. Eine Erfahrung war es auf jeden Fall. Danke für deine Rückmeldung.
      Liebe Grüße

  6. Elena sagt:

    Lieber Jochen,
    ich zermartere mir oft das Hirn, WESHALB solche Typen immer wieder eingeladen werden. These: Vielleicht denken die Leute in der Redaktion, dass es zu einer „echten Diskussionen“ nunmal Personen braucht, die fundamental verschiedene Meinungen vertreten. Wegen Pro/Contra-blahblah. Und am Ende wird damit jede Möglichkeit eines echten Gesprächs unterbunden, weil jedesmal (wirklich jedesmal, fällt mir auch beim Thema Gender immer wieder auf) die Daseinsberechtigung der Diskussionsthemen selbst infrage gestellt wird. Es ist ja so frustrierend. Ich wünschte, Dunja Hayali hätte Dich allein interviewt, ich fand sie hatte die genau richtigen Voraussetzungen für ein interessantes Gespräch: Sie war ja durchaus skeptisch, aber auch neugierig. Das ist doch das wichtigste bei Gesprächen: dass Menschen miteinander sprechen WOLLEN, dass sie neugierig sind und etwas übereinander erfahren wollen. Völlig abstrus, dass so viele Leute in sogenannten Diskussionsrunden so selbstverständlich nur noch ihre Statements loswerden, komme was wolle.
    Jedenfalls: Ich finde es ganz schön heftig, dass Deine Lebensweise so grundsätzlich infrage gestellt wurde. Aber dass Du da warst, fand ich ziemlich großartig.

    Gruß!
    Elena

    • Jochen sagt:

      Liebe Elena,
      ich denke, dass an manchen zentralen Stellen, an denen beispielsweise im ZDF die Entscheidungen getroffen werden, genau auch solche Leute mit solchen Positionen sitzen. Vielleicht ist es eben nur ein Trost, dass mittlerweile auch andere Positionen möglich sind und deshalb jemand wie ich auch dort sein konnte. Danke für deine Rückmeldung.
      Viele Grüße!

  7. Papiliorama sagt:

    Hallo Jochen,
    ich gebe dir soweit Recht, dass Du keine Chance hattest. Aber dafür, dass Du durchgehend in einer defensiven Position warst, hast Du Dich wirklich gut behaupten können. Zuschauenden mit einem reflektierten Weltbild konntest Du sicher Stoff zum Denken mitgeben (wäre Co-Elternschaft eine Neuigkeit für Sie), aber allen anderen… Ach vergiss die.
    Ich finde es schade, dass Lohmann diese Plattform für das Bewerben seines Fakelzuges nutzen konnte. Das war journalistisch nicht sauber. Dieser populistische Winkelzug wäre absehbar gewesen und hätte vermieden werden können.
    Du hast das Beste daraus gemacht und jetzt vergiss das Ganze.
    Beste Grüße
    Julia

    • Jochen sagt:

      Liebe Julia,
      danke für deine Rückmeldung. Ja, ich frage mich auch, warum beispielsweise Frau Hayali nicht dazwischen gegangen ist, als er völlig fern vom Thema über seinen Marsch geredet hat. Aber ich hab aber eben leider auch nix dazu gesagt. Deshalb war mir der Text hier ziemlich wichtig, auch wenn er natürlich von wesentlich weniger Leuten gelesen wird. Naja, ich glaube nicht, dass ich es vergessen muss – es war eine wichtige und hoffentlich nicht die letzte Erfahrung mit einer solchen Öffentlichkeit.
      Viele Grüße!

  8. Ani sagt:

    Lieber Jochen,

    ganz ehrlich. Ich fand Dich großartig und souverän. Der gesamte Gesprächsverlauf war holprig und gehetzt. Die Zeit war viel zu kurz und dafür hast Du, wie ich finde noch sehr guten Inhalt, besonders dieses „normale“ „unnormale“ Familie untergebracht. Mir hat Dein Teil der Sendung in dem Sinne nicht gefalle, weil hier bewusst oder unbewusst schon stark polarisiert wurde. Unsensibler Fundamentalist gegen sensiblen, tiefsinnig, geistreichen Intellektuellen. Dann waren die Fragen auch eher grob strukturiert. Ich hatte das Gefühl die Moderatorin war nicht gut vorbereitet und kennt das Thema nicht gut. Und dann wird aus der „groben Ecke“ auch noch so ein dümmlicher Facebookeintrag sowie dieser überforderte Mensch aus dem Publikum, der glaube ich einfach mal los werden wollte, dass er schon 50 Jahre verheiratet ist 😀 herausgefischt. Das hatte schon irgendwie auch etwas mit vorführen zu tun, wie ich fand. Aber Du bist ruhig geblieben. Ich finde das hat Dich und Dein Thema hier richtig gut in Szene gesetzt. Bei dieser Sendung ging nicht mehr, denke ich. Kann aber verstehen, dass Du da grübeln musstest. Wäre mir an Deiner Stelle auch so ergangen. Ich möchte hier noch die Gelegenheit nutzen, ebenfalls zu sagen, dass wir also meine Familie und ich alle Flüchtlinge weiterhin hier willkommen heißen u. fand auch in dem Teil wurde so ein schrecklicher wirklich niveauloser Kommentar ohne eine Gegenstimme verlesen und gezeigt, da wurde mir echt übel. Eigentlich ist das doch gar nicht Dunjas Stil. Hat mich alles sehr gewundert und war insgesamt keine schöne Sendung überhaupt nicht. Selbst bei der Mutter, die ihren Drogenentzug geschafft hat, wurde nicht einmal das Thema ´Überforderung von Frauen und Müttern angesprochen. Fand ich ebenfalls mehr als eigenartig.

    Lieber Jochen, es war sehr schön, wie Du mit Deiner entzückenden Tochter Lynn so liebevoll im Einspieler umgegangen bist. Und ich hoffe, dass Du nächstes Mal auch noch erzählen kannst, dass ein Mensch unabhängig vom Geschlecht sogar Vater und Mutter für sein Kind sein kann.
    Ich bin fest davon überzeugt, dass eine gute Bindung zu Kindern durch Liebe entsteht und wenn die da ist, dann muss man (frau) sich auf dem richtigen Weg befinden.

    Ich bewundere Dich für vieles und mach bitte so weiter. Ich finde diese Gesellschaft braucht dringend Menschen die tief Denken und Fühlen – eine echt Wohltat.

    LG.
    Ani

    • Jochen sagt:

      Liebe Ani,
      ja, ich hoffe auch, dass bei manchen auch ein paar Bilder aus dem Einspieler hängen bleiben und ja, vielleicht war in der Diskussion, so wie sie angesetzt war, nicht viel mehr möglich. Danke für die Rückmeldung!
      Viele Grüße zurück!

  9. Liv Heleen sagt:

    Lieber Jochen, ich möchte mich Ani 100 % anschließen, ich habe das Interview absolut genauso empfunden!!!
    Fritzi und Lynn können froh sein so einem tiefsinnigen und liebevollen Vater zu haben und nicht einen von diesen zahlreichen stumpfsinnigen Typen wie eben da im Fernsehen.
    ….und dazu sahst Du noch gaaanz toll aus! ;)))
    Bitte weiter so – Wir brauchen mehr Typen wie Dich!!!

  10. Irmy sagt:

    Hallo Jochen, seien Sie unbesorgt, Sie haben sich „gut geschlagen“ und Ihr Modell der anderen Elternschaft in diesem kurzen Zeitrahmen gut rübergebracht. Klar, dass ein Herr Lohmann die Meinung der breiten Masse vertreten muss. Schade ist nur, dass die Moderatorin sich eher ihrer Selbstdarstellung widmete, anstatt vertieft auf die zur Diskussion stehenden Themen und deren Protagonisten einzugehen.
    Schöne Grüsse
    Irmy

  11. Heike sagt:

    Lieber Jochen,
    dieser Teil der Sendung war für meine Begriffe ganz peinlich. Aber nicht in Bezug auf Ihren Auftritt, sondern in Bezug auf Moderation und Reaktion. Ich hatte auch den Eindruck, dass man dort schon ein wenig unter Zeitdruck (ach, noch schnell einen Kommentar, ach noch schnell den Zuschauer zu Wort kommen lassen und ach, noch irgendwie zusammenfassen) stand. Dass diesem Herrn soviel Redezeit zur Verfügung gestellt wurde und man ganz offensichtlich nicht in der Lage war, ihn in welcher Weise auch immer zu bremsen, ist traurig und in dieser Hinsicht hat die Sendung, nicht Sie, ihr Ziel für mich ganz klar verfehlt.
    Ihr Auftritt war dennoch wichtig und Sie haben für mich punktuell und doch sehr wahrnehmbar gesellschaftlich sehr relevante Aussagen formulieren können.
    Gruß
    Heike

  12. Joey sagt:

    Lieber Jochen,
    ich habe gestern von meiner Schwiegeroma erfahren, dass du am Donnerstag in einer Talkshow Gast warst. Sie fand das Thema Co-Elternschaft sehr anregend und hat sich auch persönlich angesprochen gefühlt. Sie erinnerte sich an ihre Einstellung und die ihrer Kolleginnen als unverheiratete, junge Frauen, die sich vorstellen konnten, ein Kind zu bekommen und dieses ohne den Vater großzuziehen. Meine Schwiegeroma hatte bis zum vergangenen Donnerstag noch nichts von Co-Elternschaft gehört und ich fand interessant, dass Frauen in ihrer Generation über andere Familienformen als Vater-Mutter-Kind und Kindererziehung außerhalb von Liebesbeziehung „herumsponnen“ (O-Ton Oma). Du hast mit deinem Fernsehauftritt jemanden erreicht!!

    Schwer enttäuscht war ich jedoch, als ich die Sendung soeben in der ZDF-Mediathek nachgeschaut habe. Ich hatte die naive Erwartung, es gäbe jetzt ein neues Format fern ab von „hart aber fair“ und Co. mit einer sympathischen Moderatorin und interessanten Themen, die selten im Fokus der öffentlichen Medien stehen – oder zumindest erwartete ich eine dieser Talkrunden, in denen jeder Gast den anderen Gästeb zuhört, jede_r vorgestellt und einzeln interviewt wird. Statt dessen gab es diesen verschrobenen, holprigen Stern-TV-Abklatsch. Am liebsten hätte ich schon bei dem Crystal-Thema abgeschaltet. Wie kann man drei so unterschiedliche Themen in eine halbe Stunde packen?

    Der Einspieler zu Co-Elternschaft war gut gemacht und informativ. Meine Schwiegeroma hatte leider falsch verstanden, wer dein Diskussionspartner war. So gab es dann für mich die nächste Enttäuschung: Statt eines Pfarrers, wie Oma meinte, saß da ein Antifeminist, der seine Parolen raushaut. Ich finde du hast richtig gut auf ihn reagiert, indem du seinen ersten Redebeitrag nicht unterbrochen hast! So konnte er sich austoben und demonstrieren, dass er sowieso zu keinem Gepräch bereit ist.

    Meine Schlussfolgerung für mich: Ich werde diese Sendung nie wieder sehen und deinen Blog immer wieder lesen!

  13. Sanne sagt:

    Lieber Jochen, ich bin mit dem Thema Co-Parenting schon über homosexuelle Freunde in Berührung gekommen sowie auch über jene, die nicht den passenden Beziehungspartner finden, aber trotzdem einen Partner für den Kinderwunsch suchen. Daher habe ich auch interessiert die Sendung neulich bei Dunja Hayali verfolgt und fand, wie die anderen Kommentatoren hier auch, dass du das sehr souverän gemeistert hast. Herr Lohmann hat sich meiner Meinung nach nicht sehr respektvoll verhalten, eher herumgepoltert, was sehr genervt hat. Aber dennoch glaube ich, dass er der perfekte Gast war. Er repräsentiert ja dieses konservative herkömmliche Familienbild, an das sich viele Menschen „klammern“, Stichwort Komisches Bauchgefühl. Aber die Zeit hat sich weitergedreht. Und das konservative Familienmodell ist nur eines von vielen Möglichkeiten, Kinder groß zu ziehen. Eigentlich gibt es dieses Modell doch noch gar nicht so lange. Bedingt durch Kriege, Hungersnöte, Krankheiten etc. waren Eltern oft abwesend bzw. einer der beiden Partner. Schade nur, dass es nicht mehr Zeit und Raum für eine Diskussion gab. Denn dann hättest du ohne Probleme dem Publikum klar machen können, dass Familie eben so viel mehr sein kann, als nur Mutter-Vater-Kind. Ich hoffe sehr, dass du noch einmal Gelegenheit haben wirst, mit Lohmann zu diskutieren und dann diesmal auf gleicher Augenhöhe.

  14. Vanessa sagt:

    Das Bestürzende daran, warum Herren wie Lohmann immer wieder zu Wort kommen, ist wahrscheinlich, dass er tatsächlich die Meinung vieler Menschen vertritt. Es gibt ein großes konservatives Klientel, gerade auf dem Land, das ein Weltbild vertritt, das am modernen, urbanen Leben in Großstädten wie Berlin und Hamburg (und an realen Lebensfragen überall) weit vorbeigeht. Das betrifft Familienfragen, Genderfragen und auch das Zusammenleben der Kulturen.

    Ich werde wütend, wenn ich Männern wie Lohmann zuhören muss: Nicht nur, was er sagt, sondern vor allem, wie er es sagt und mit welcher Penetranz er seinen Redeanteil durchsetzt, empfinde ich als unerträglich.

    Danke für Deinen Mut, Deine Ruhe und Gelassenheit während der Sendung. Volle Unterstützung für Euer Modell.

  15. Mareike sagt:

    Hi Jochen,
    in 20 Jahren sitzt da nicht mehr Herr Lohmann, sondern hoffentlich nur noch du und die Wörter „normal“ und „richtig“ und „Familie“ werden nicht mehr hintereinander gepackt. Hoffentlich sitzen dann da auch ein paar Co-Eltern und Regenbogen-KInder und sagen, dass es cool war mit ihren Eltern und das Kinder einfach nur Liebe, Verlässlichkeit,und Aufmerksamkeit und Akzeptanz brauchen. Und so sind auch die einzigen problematischen FAMILIEN solche, in denen Kindern das nicht gegeben wird, sondern Vernachlässigung ,Gewalt und Demütigungen. Der Becher, dieser Gott, welche Wohnung, mit wem Eltern Sex haben…das ist doch alles unwichtig, interessiert kein Baby, wer das nicht versteht, der stirbt halt leider dumm. Viel Liebe für deinen Auftritt und dafür, dass du den Mut hast dich diesen „Merkwürdigkeiten“ in so einer Talkshow zu stellen <3

  16. Katrin sagt:

    Hallo Jochen,
    ich fand dich super und um ein vielfaches authentischer als Lohmann. Bei dem wurde mir regelmäßig übel. Die Welt braucht mehr Menschen u. Väter wie dich. Mach weiter & alles Gute für dich und deine Kinder

  17. Anja sagt:

    Lieber Jochen, du hast das grossartig gemacht, trotz der unfairen Bedingungen denen du da ausgeliefert warst. Es war schon schwer zu ertragen, mit welcher Unsensibilitaet die Leute deine Familienkonstellation da zunichte machen wollten. Trotzdem du hast dich wacker geschlagen und deine Familie kann stolz auf dich sein.

  18. Anne sagt:

    Hallo Jochen,

    die Sendung ist zwar schon eine Weile her aber ich habe sie gerade erst über die Verlinkung auf Deinem Blog gesehen und will Dir auch gern meinen Eindruck dazu mitteilen: meiner Ansicht nach brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen über Deinen Auftritt. Der Einspieler über Deine Familie und Deine Anwesenheit im Studio waren offenbar provokant genug um Herr Lohmann nebst einigen Zuschauer*innen komplett in Aufregung zu versetzen. Sie haben darauf mit polemischen Glaubenssätzen reagiert, die an keiner Stelle für mich sichtbar mit Argumenten unterfüttert waren und dadurch auch nicht überzeugen konnten. Vielleicht hättest Du an der ein oder anderen Stelle in die Moderatorenrolle schlüpfen können (die ja zeitweise etwas unterrepräsentiert war) um z.B. konkret nachzufragen, auf welche wissenschaftlichen Studien sich Herr Lohmann bezieht. Gleichzeitig könntest Du ggf. mit der Nennung von ein, zwei konkreten Studien kontern – das ist weniger angreifbar als ein allgemeines „es gibt wissenschaftliche Studien, die zeigen…“. Ansonsten kann man Herr Lohmann eigentlich nur immer wieder ein „warum?“ entgegenhalten – und das hast Du ja direkt und indirekt recht konsequent gemacht. Solange wie er darauf nicht überzeugend antworten kann (und gleichzeitig Deine Argumente nicht entkräften kann), bist Du auf jeden Fall der argumentative Gewinner. Und darum geht es doch, oder? Ich glaube jedenfalls nicht daran, dass (auch bei allen aktuellen Gegenbeispielen) mit „gefühlten Wahrheiten“ langfristig Gesellschaft zu machen ist – jedenfalls keine, die ich mir wünsche. Vielleicht war es also gar nicht negativ, dass in der Sendung v.a. dem Verfechter des „traditionellen christlichen Familienbildes“ Raum gegeben wurde – er hatte damit jedenfalls genug Raum um sich als unreflektierter Dogmatiker zu präsentieren.

    Viele Grüße und alles Gute weiterhin für Deine politische und gesellschaftliche (Aufklärungs-)Arbeit!
    Anne

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