Kinderbuch: Alles Familie! Vom Kind der neuen Freundin vom Bruder von Papas früherer Frau und anderen Verwandten
Familien sind unterschiedlich. Darüber, dass es nicht so einfach ist, ein Kinderbuch zu bekommen, in dem Fritzi ihre Familienkonstellation wiederfindet, habe ich bereits berichtet. Das Thema wird uns noch einige Zeit erhalten bleiben und so werde ich an dieser Stelle hin und wieder das ein oder andere Buch dazu vorstellen.
Fritzi und ich haben neuerdings ausgemacht, dass sie nochmal das Licht anmachen darf, um in ihrem Bett noch etwas zu spielen oder ein Buch anzuschauen, wenn ich am Abend aus ihrem Zimmer gegangen bin und sie noch nicht einschlafen kann. Auf ihrem Nachttisch liegt zu diesem Zweck aktuell häufig das Buch „Alles Familie! Vom Kind der neuen Freundin vom Bruder von Papas früherer Frau und anderen Verwandten“ von Alexandra Maxeiner und Anke Kuhl (Klett Kinderbuch, 2010).
Das Buch hat keine Handlung. Es geht nur darum, unterschiedliche Familienkonstellationen und Besonderheiten familiären Zusammenlebens dar- und vorzustellen: Ein-Eltern-Familien, Patchworkfamilien, Regenbogenfamilien, Adoptionen, Trennungen, Kinder in Heimen, Streit und Versöhnung innerhalb von Familien und viele Aspekte mehr. Auch wenn noch immer Familienkonstellationen fehlen (beispielsweise Trans*-Eltern oder auch unser Familienmodell) kenne ich kein Kinderbuch, das so viele unterschiedliche Familien berücksichtigt. Das Buch bietet tolle Gelegenheiten miteinander weiterführend über Familienthemen ins Gespräch zu kommen. Es enthält zudem einige witzige Sprüche. Es hat etwas gedauert, bis Fritzi den Witz hinter dem Satz verstanden hat, aber seitdem sie ihn kapiert hat, lachen wir jedes Mal laut los, wenn ich vorlese: „Oma, wo haben wir zwei uns eigentlich noch mal kennen gelernt?“
Es gibt jedoch auch Seiten, die ich nicht so gern vorlese. Komischerweise stehen bei Familien mit mehreren Kindern fast immer die Jungs im Mittelpunkt und die Familien werden vorgestellt als „Ben“, „Bens große Schwester Lisa“, „Bens Mama“ und „Bens Papa“ oder „Jakob“ und „Jakobs Schwester Hannah“ und nicht umgekehrt. Das Buch verweist im Zusammenhang mit dem Begriff Blutsbrüder unkritisch auf die in vielerlei Hinsicht problematische Erzählung Karl Mays über Winnetou und Old Shatterhand und enthält außerdem Begriffe wie Halbbruder, Stiefmutter und Stiefschwester. Fritzis Geschwisterkind wird zwar eine andere Mutter haben, ich wüsste jedoch nicht, warum sie deshalb nur zur Hälfte ihre Schwester sein soll, bzw. wie ich ihr erklären soll, welche Hälfte des kommenden Babys ihr Geschwisterkind wird und welche nicht. Der Begriff Stiefmutter wird zumindest im Buch selbst problematisiert und es werden Alternativen vorgeschlagen.
Auf den letzten beiden Seiten finden sich schließlich Fragen zur Reflexion der eigenen Familienverhältnisse zum Selbstbeantworten und -ausfüllen. Letzte Woche bin ich am Morgen in Fritzis hell erleuchtetes Zimmer gekommen, um sie für die Kita zu wecken, und sie lag schlafend auf dem aufgeschlagenen Buch. Obwohl wir es noch gar nicht so lange haben, sieht unser Buch demnach schon gut gebraucht aus und hat einige geknickte Seiten. Und das ist ja zumindest nicht das schlechteste Zeichen.
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[…] Maxeiner & Anke Kuhl), das Jochen König auf seinem Blog ausführlich vorgestellt […]