Abend zu dritt
Fritzi und ich haben abends einen festen Zeitplan mit eingespielten Ritualen. Um 19 Uhr schauen wir gemeinsam auf die Uhr. Ich muss mittlerweile kaum mehr etwas sagen. Zähne putzen. Umziehen. Erledigt sie alles komplett selbstständig. Ja, so groß ist sie schon. Ich kann es selbst manchmal kaum glauben. Sie kann sich dafür so viel Zeit lassen, wie sie möchte, aber sie weiß, dass sie bis 19.30 Uhr in ihrem Bett liegen muss, damit ich noch etwas vorlese. Zugegebenermaßen funktioniert das in dieser Form erst seit etwa einem halben Jahr.
An manchen Abenden ruft sie etwa alle 15 Sekunden mit Zahnbürste im Mund aus dem Bad:
„Wie viel Zeit habe ich noch?“
„Noch 29 Minuten!“
…
„Und jetzt?“
„Immer noch 29 Minuten!“
…
Im Bett dann also Vorlesen. Nach dem Vorlesen besprechen wir den vergangenen und den kommenden Tag. Kuscheln. Streicheln. Spätestens gegen 20 Uhr komme ich aus ihrem Zimmer.
Nun gibt es da eine weitere Person, die unseren Ablauf am Abend gerade manchmal etwas durcheinander bringt. Lynn ist mittlerweile zweieinhalb Monate alt. Seit etwa eineinhalb Monaten schläft sie eine Nacht in der Woche bei uns. Lynn schläft zwar noch recht viel, aber bisher nie zwischen 19 und 20 Uhr. Irgendwie muss sie also in den abendlichen Ablauf integriert werden.
Lynn schläft in meinem Zimmer. In ihrem Bett, das an mein Bett angrenzt, oder direkt in meinem Bett. Mit Fritzi habe ich abgemacht, dass sie, wenn Lynn da ist, auch in meinem Bett schlafen darf. Fritzi soll sich nicht ausgeschlossen fühlen, wenn sich ihre Familienkonstellation verändert. Wenn sie möchte, kann sie mir in der Nacht auch mit der Flasche helfen. Bisher entscheidet sich Fritzi abwechselnd dafür und dagegen, mit Lynn und mir in einem Bett zu schlafen.
Manchmal klappt es, dass wir am Abend ganz harmonisch zu dritt in meinem Bett oder auf Fritzis Hochbett liegen. Lynn zwischen uns. Fritzi kommt dabei kaum zur Ruhe, quatscht ohne Pause, lacht ihre kleine Schwester an, streichelt sie, wischt ihr die Milchreste aus dem Mundwinkel, deckt sie zu oder kitzelt ihre Füße. Lynn quietscht meist vor Freude über das aufgedrehte Kind neben ihr. Das sind wundervolle Momente. Dem Einschlafen kommen wir damit jedoch nicht näher.
Vorlesen gelingt mal besser, mal schlechter. Je nachdem, ob Lynn gerade ruhig zwischen uns liegt oder ob gerade eher Tragen angesagt ist. Streicheln des einen Kindes mit der einen Hand und gleichzeitiges Wippen des anderen Kindes auf dem anderen Arm ist auch nicht ganz so einfach. Kürzeres Vorlesen und kürzeres Streicheln führte in den letzten Wochen bereits zu langwierigen Diskussionen. Weitere abendliche Diskussionen entzündeten sich an folgenden Themen: „Das ist unfair, dass ich schon schlafen muss, Lynn aber noch nicht!“, „IIhhh, ich will einen neuen Bettbezug! Lynn hat hier raufgesabbert.“
Gleich gehe ich los, Fritzi aus der Kita abholen. Zusammen holen wir Lynn von ihren Müttern. Ich bin schon gespannt, wie wir unseren Abend zu dritt heute hinbekommen.
Huhu, ich kann mir zwar kaum vorstellen, wie es einem alleinerziehenden Vater mit zwei Kindelein geht, aber meine 4 Jährige ist selbst seit 11 Wochen große Schwester. Unsere Abende sind oft viel unstrukturierter als eure (dafür gilt Dir mein voller Respekt), aber einen kleinen Tipp, bzw Erfahrung würde ich gern mit euch teilen: Meine Minimotte ist neuerdings in den Abendstunden auch sehr hibbelig und natürlich ist es für eine 4jährige ein Unding, dass die kleine Schwester noch wach bleiben darf. Mir hilft in solchen Momenten unser Tragetuch sehr : das Baby schläft oft darin und ich habe zwei Hände frei – zum Buch halten, kuscheln, Musik anmachen, etc. 😉
Vllt wäre es an sehr diskusionsreichen Abenden eine Alternative für euch?
Alles Gute und viele schöne, inspirierende Momente wünsche ich euch.
Danke für die Anregung.
Mittlerweile haben sich die Abende zu dritt etwas besser eingespielt. Wir haben darüber hinaus ja auch noch die Abende zu zweit, in denen ich dann etwas mehr Zeit und Ruhe habe und mehr vorlese. Ich glaube, das macht es für Fritzi insgesamt einfacher, damit umzugehen, dass da manchmal noch ne weitere Person ist, die meine Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt.
Auch dir und deiner Familie alles Gute!