„Kind ja, Liebe nein“


Seit über zwei Jahren lebe ich in einer Co-Eltern-Familie. In meinem Buch habe ich ausführlich beschrieben, wie es dazu kam, hier auf dem Blog schreibe ich immer mal wieder aus unserem Alltag. Jede Woche bekomme ich durchschnittlich zwei bis drei Interviewanfragen, regelmäßig erscheinen Artikel in diversen Medien über meine Familie oder Co-Elternschaft im Allgemeinen. Die Artikel von mir oder über mich werden kommentiert, ich bekomme Nachrichten von Menschen, die auf irgendeinem Wege von mir und meiner Familie erfahren haben. Viele der Kommentare und Nachrichten beziehen sich kritisch auf mich und meine Familie. Manchmal enthalten die Kommentare und Nachrichten nur Hass, manchmal zumindest Ansätze einer Argumentation. Die Gegenargumente gegen meine Familie wiederholen sich immer wieder. Es ist mühsam und ich habe nicht die Kraft, immer wieder aufs Neue dagegen zu argumentieren. Ich möchte deshalb hier auf dem Blog in einer fortlaufenden Reihe einzelne Argumente aufgreifen und ausführen, warum ich das jeweilige Argument falsch finde, um in Zukunft bei Gelegenheiten mit den jeweiligen Links antworten zu können. Im ersten Teil der Reihe ging es um die Vorstellung, meine Familie sei nicht natürlich. Es folgt hier der zweite Teil.

„Kind ja, Liebe nein“

Immer wieder wird mir vorgeworfen, es fehle in meiner Familie die Liebe. In Artikelüberschriften wird darauf verwiesen, ich hätte ein Kind ohne Liebe bekommen. Dies sei dann natürlich schlecht für die Kinder und werde dazu führen, dass diese beziehungsunfähig werden, weil sie nie eine funktionierende Beziehung miterleben durften. Manche sehen in meiner lieblosen Familie gar den Untergang der gesamten Gesellschaft.
Meine private Kommentarsammlung zu diesem Thema umfasst unzählige Kommentare – hier eine kleine Auswahl:

„Kinder kriegen ohne Liebe“, „Kind ja, Liebe nein“, „Kinder haben ohne Liebe und Sex – das neueste Familienmodell“ (Überschriften über Artikel, in denen es um meine Familie geht.)

„Ich sage mal, es ist eher eine unglückliche Vorrausetzung für Kinder, wenn die Eltern eine Partnerschaft führen frei von Liebe, frei von Sex.“ (Christian Lüdke auf SWR3)

„Wer eine Familie von vornherein auf einer getrennten Elternbeziehung aufbaut, muss sich den Vorwurf der Lieblosigkeit gefallen lassen. Denn es ist auch ein Zeichen der Liebe gegenüber dem Kind, dass sich die Eltern gegenseitig lieben und verbindlich zueinander stehen – in guten wie in schlechten Tagen.“ (Jonathan Steinert im Pro Christliches Medienmagazin)

„hmm… Die Vorstellung, nicht aus Liebe entstanden zu sein würde mich sehr traurig machen.“ (Kommentar von „lena“ mit 1822 Likes)

„Also die sind Co-Eltern mit jemanden, und einen anderen vögeln Sie und einen dritten lieben Sie? Dann doch lieber Gummipuppe als Co-Mutter und Hund als Kinderersatz.“ (Kommentar von „Adrian Wehrli“)

„Einfach nur krank und wie man es dann noch versucht zu legitimieren… Ich stelle mir vor wie mir mein Vater sagt: Sohn du bist das Produkt aus Egoismus, ich wollte ich verwirklichen aber deine Mutter liebte ich nie (bzw. umgekehrt).“ (Kommentar von „Mike“)

„Wer würde solche Eltern wllen? Genau so lieblos werden oft Haustiere angeschafft und irgendwann… ‚entsorgt‘. Liebe ist die höchste Realität.“ (Kommentar von „glücklicher Vater“)

„Geht nicht! Kinder ohne Liebe, das geht nicht, Punkt! Was für eine Generation von Menschen wollt ihr heranziehen? Wo soll das bitte noch enden?“ (Kommentar von „Mr.“)

„Kann nicht gut gehen. Wenn jemand nicht in der Lage ist mit jemandem eine Partnerschaft aus Liebe ein zu gehen, um dann aus Liebe zueinander Kinder zu zeugen, wie sollte dann das Kind, das aus einer Art Geschäftsbeziehung entsteht sich geliebt und geborgen fühlen?“ (Kommentar von „Tanzlehrer“)

„Egoistisch. Man kauft sich ein Kind, damit man ein Kind hat. Wunsch hin oder her. Denn das ist ein Statussymbol mehr nicht. – Genau so kommt es mir vor. Evtl. bin ich Konservativ in dieser Sache, aber dazu stehe ich. Liebe wird mitlerweilen mit allen Mitteln versucht auszurotten. Unsere Zukünftigen Kinder sollen herzlose Arbeiterdrohnen werden. Dazu werden genau diese Kinder erzogen. Und nein es reicht nicht nur die Liebe zum Kind, sondern die Liebe in der Dreiecksbeziehung Mutter, Vater, Kind.“ (Kommentar von „Chris S.“)

 

Auf der einen Seite steht die „Liebe in der Dreiecksbeziehung Mutter, Vater, Kind“, auf der anderen Seite die Dystopie einer Welt, in der unsere Kinder alle zu herzlosen Arbeiterdrohnen werden. Die Entwicklung des Bürgertums und der Romantik im 19. Jahrhundert und der zu dieser Zeit entstandenen Vorstellung von Liebe ist also praktisch das Einzige, was Menschen von Maschinen unterscheidet. Das bürgerlich-romantische Liebesideal ist in diesem Bild das einzig denkbare Gegenteil von Egoismus. Manchmal tun mir Menschen mit so wenig Phantasie und einem solch eindimensionalen Verständnis von Liebe fast leid.

Das romantische Liebesideal innerhalb der bürgerlichen Kleinfamilie ist aufgeladen mit enormen Anforderungen: Es gilt, die eine große Liebe zu finden, diese mit einem Vorhängeschloss zu besiegeln, gemeinsam eine Familie zu gründen und bis ans Lebensende füreinander zu sorgen. Es geht um sexuelle Treue ebenso wie um sexuelle Erfüllung mit einer einzigen Person. Es geht um Leidenschaft ebenso wie um Sicherheit. Und dann geht es darum, mit all diesen Erwartungen auch noch irgendwie glücklich zu sein.

„hmm… Die Vorstellung aus dieser eingeschränkten bürgerlich-romantischen Vorstellung von Liebe entstanden zu sein, würde mich sehr traurig machen.“ Oder anders: „Wenn jemand ausschließlich in der Lage ist, mit jemandem eine Partnerschaft in einem durch bürgerlich-romantische Konventionen streng definierten Rahmen einzugehen, um darin Kinder zu zeugen, wie sollte dann das Kind, das aus einer Art Imitation einer gesellschaftlicher Idealvorstellung entsteht, sich geliebt und geborgen fühlen?“

Liebe hat viele Facetten. So fühlt es sich zumindest für mich an. Es gibt die Liebe zu meinen Kindern, die vor allem aus meinem Entschluss besteht, dauerhaft, verbindlich, bedingungslos und mit großem zeitlichen wie emotionalen Einsatz für sie da zu sein und Verantwortung für sie zu übernehmen. Bei meinen beiden Kindern war es für mich besonders wichtig, dass dieser Entschluss völlig unabhängig von anderen Menschen wie beispielsweise den Müttern der Kinder oder meiner aktuellen oder zukünftigen Paarbeziehungen gilt. Vor allem dieser letzte Satz ist im Rahmen aktueller Vorstellungen von Männlichkeit geradezu revolutionär.

Immer wieder werde ich gefragt, was ich denn mit den Kindern mache, wenn ich eine neue Partnerschaft eingehe. Vielleicht habe ich ja Glück und die neue Partnerin kümmert sich auch um meine Kinder. Ansonsten muss ich sie wohl an der Autobahnraststätte aussetzen. Eine eigenständige Beziehung eines Vaters zu seinen Kindern, die nicht auf dem Engagement einer Frau beruht, ist für viele schwer vorstellbar. Tatsächlich funktioniert die Liebe vieler Väter zu ihren Kindern in heterosexuellen Partnerschaften noch immer nur über den Umweg der Mutter. Die Väter verbringen nach der Geburt eines Kindes im Durchschnitt mehr Zeit im Büro als vorher. Die Beziehungsarbeit gegenüber dem Kind wird von der Mutter geleistet und im Austausch für das finanzielle Einkommen darf sich der Vater am Abend mit dem Kind an den gedeckten Tisch setzen. Wenn er besonders engagiert ist, liest er vielleicht im Anschluss sogar noch eine Gute-Nacht-Geschichte vor.

Endet die Beziehung zur Mutter, entfernen sich viele Väter von ihren Kindern. Manchmal gründen sie dann neue Familien, bekommen weitere Kinder, die sie wiederum vor allem innerhalb des Beziehungsgefüges mit der Mutter lieben. Manchmal streiten sie auch für ein Wechselmodell und vergessen dabei, dass es für eine gleichberechtigte Aufteilung der Zeit mit dem Kind nötig gewesen wäre, sich auch vor einer Trennung schon um eine eigenständige Beziehung zum Kind unabhängig von der Beziehung zur Mutter zu kümmern.

Meine Liebe und mein Engagement gegenüber meinen Kindern funktioniert unabhängig von der Familienkonstellation und unabhängig von den Müttern, aber natürlich in enger Absprache und auch nicht ohne Liebe gegenüber den Müttern. Wenn ich mich dazu entschließe, mit einer oder mehreren Personen für die nächsten 20 Jahre oder sogar länger gemeinsam für ein Kind zu sorgen, dann ist da sogar sehr viel Liebe im Spiel. Viele, die behaupten, wir hätten uns ohne Liebe für ein Kind entschieden, verwechseln Liebe mit Sex. Ich kann erwachsene Menschen auch lieben, ohne mit ihnen ins Bett zu gehen. Auch das scheint vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Bilder über (heterosexuelle) Männlichkeit geradewegs absurd.

Mit den Müttern meiner Kinder werde ich in den nächsten Jahren mein Leben teilen, immer wieder zusammen sitzen, unsere gemeinsame Elternschaft planen, Geburtstage, Einschulungen und Schulabschlüsse feiern, wir werden uns gemeinsam Sorgen machen, Meinungsverschiedenheiten aushalten und „verbindlich zueinander stehen – in guten wie in schlechten Tagen“. Für mich hat das sehr viel mit Liebe zu tun und geht weit über alles hinaus, was ich bisher in meinem Leben aus romantischen Liebesbeziehungen kenne. Noch nie hat eine romantische Liebesbeziehung in meinem Leben beispielsweise auch nur ansatzweise 20 Jahre gehalten.

Meine Kinder erleben ihre Eltern auch in romantischen Liebesbeziehungen. Sie erleben Nähe zwischen erwachsenen Menschen genauso wie Beziehungsstreitigkeiten. Ich lebe seit über einem Jahr in einer Paarbeziehung. Diese Beziehung ist nicht auf die Gründung einer gemeinsamen Familie und auch nicht auf ewige sexuelle Treue ausgerichtet. Ich bin fest davon überzeugt, dass es aber auch ohne diese beiden Aspekte möglich sein kann, Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und eine gegenseitige solidarische Bezugnahme aufeinander in einer Paarbeziehung zu etablieren. Meine Kinder habe ich aufgrund dieser Beziehung noch nicht „entsorgt“ und es ist auch für die Zukunft völlig klar, dass eine romantische Liebesbeziehung in meinem Leben immer nur neben oder als ein Teil meines restlichen Familiengeflechts denkbar ist und dieses niemals in Frage stellen wird.

Es gibt also aktuell mindestens sechs Menschen in meinem direkten Umfeld, mit denen ich auf die eine oder andere Weise liebesmäßig verbunden bin. Dazu kommen dann noch weitere Personen wie meine Eltern, mein Bruder, sowie enge Freund_innen. Vielleicht kommen in Zukunft neue Liebesbeziehungen, neue enge Freund_innen oder vielleicht auch weitere Kinder hinzu. Wie in jeder anderen Familie gibt es keine Garantie, dass immer alles so bleibt. Die Liebe zu diesen unterschiedlichen Personen in meiner großen Familie fühlt sich nicht immer gleich an, wird sich auch in Zukunft ständig weiter entwickeln, erfordert weiterhin großen Einsatz und auch immer den Willen, schwierigere Momente gemeinsam durchzustehen. „Wo soll das bitte noch enden?“ Keine Ahnung. Aber ich freue mich riesig darauf, weiterhin Teil dieses großartigen Familiennetzwerks zu sein und darin zu lieben und geliebt zu werden. „Punkt!“

23 Antworten

  1. jongleurin sagt:

    Sehr schöner Artikel. Ich finde deine Konstellation sehr spannend, weil ich mich relativ kurz nach der Geburt vom Vater meines Kindes getrennt habe und wir seitdem das Wechselmodell praktizieren, beide seit Jahren in einer neuen Partnerschaft und auf seiner Seite mit einem weiteren Kind. Und wenn ich von euch lese, finde ich sehr viel von uns wieder. Zumindest bei mir würde ich außerdem inzwischen sagen, dass bei der Planung unseres Kindes nicht mehr viel Liebe vorhanden gewesen ist – und ich würde mal unterstellen, dass das in gar nicht so wenigen Partnerschaften der Fall ist. Oft wird ein Kind als „Beziehungsrettung“ gezeugt, was gesellschaftlich völlig legitim ist.
    Ich finde euer Modell sehr angenehm, transparent und unmissverständlich. Alle Beteiligten wissen, woran sie sind. Das ist gerade für Kinder eine tolle Sache.

  2. Die Kommentare, die du zitierst, sind in der Tat wahnsinnig blöd. Mit den gleichen Argumenten könnte man dann ja auch Scheidungen verbieten – oder viel eher: dass Paare, die Eltern sind, sich „entlieben“. Weil das ja dann auch den Kindern schadet. Es ist so wahnsinnig doppelmoralisch, in einer Gesellschaft, in der ein Drittel aller Ehen geschieden wird, so borniert daherzureden. Ich kenne so einige Kinder, die sich an die Liebe ihrer Eltern gar nicht mehr erinnern können, weil die Beziehungen so früh zerbrachen. Und sogar einige Kinder, die, obwohl in einer klassischen Mann-Frau-Beziehung entstanden, mit ziemlicher Sicherheit nicht aus Liebe entstanden sind, sondern „weil man das eben so macht“ oder weil ein Elternteil irgendeine Lücke im Leben füllen wollte.

  3. Marie sagt:

    Eine weile lese ich jetzt schon auf deinem blog mit, lieber Jochen, und es tut mir echt leid zu hören was für anfeindungen du ausgesetzt bist. Gruselig. Als ob das leben nicht schon immer bunt gewesen wäre, mit ehelichen kindern und unehelichen, mit one-night-stands, mit trennungen… bei euch ist die „abweichung“ vom bürgerlichen ideal geplant, bringt das die menschen vielleicht so auf die palme? Und es hinterfragt natürlich das klassische männerbild – immer ein schöner aufreger :). Ich werde nie verstehen warum manche menschen sich vom lebensmodell eines anderen so angegriffen fühlen können. Ich selber lebe eher das bürgerlich-romantische ideal, und in meinem freundeskreis tummeln sich verschiedenste familienkonstellationen – von „klassisch“ alleinerziehend, regenbogen, bis zur poliamoren familie, und alle inspirieren sich gegenseitig….

    • Jochen sagt:

      Sicherlich sind die Anfeindungen noch etwas größer, weil wir es von Anfang an so geplant haben. Aber auch andere, die vom Mama-Papa-Kind-Ideal abweichen, bekommen den Druck dieses Ideals zu spüren. Selbst die Gruppe der Alleinerziehenden, die mittlerweile 20% der Familien ausmacht und deshalb schwer noch als „Abweichung“ zu bezeichnen ist, hat noch immer an vielen Stellen mit diskriminierenden Reaktionen zu kämpfen.
      Ich wünsche weiterhin viel gegenseitige und fruchtbare Inspiration.

  4. Christoph Schnyder sagt:

    Mit Deiner Co-Elternschaft habe ich überhaupt kein Problem, ich finde das super und wünsche Dir in dieser Hinsicht alles gute.

    Was mich aber an Deinen Artikeln immer wieder sehr traurig macht, sind die Seitenhiebe auf Väter, die ein Wechselmodell wollen oder (zumeist erfolglos) versuchen, durchzusetzen. Die werden bei Dir regelmässig pauschal schlechtgeredet. Bei Dir selbst hingegen siehst Du gemeinsame Betreuung der Kinder als gerechtfertigt an, Du gehörst Deiner Meinung nach zu den ganz wenigen Männern, die es „verdient“ haben, ihre Kinder regelmässig selbst betreuen zu dürfen ohne dafür mit der Mutter leben zu müssen.

    Ich kenne einige alleinerziehende Väter, auch einige Wechselmodellväter. Sie fallen grob in zwei Kategorien: diejenigen, wo die Mutter damit einverstanden ist, und diejenigen, wo die Mutter tot oder offensichtlich erziehungsunfähig ist. Nicht selten auch beides. Gleichzeitig kenne ich auch einige Väter, die sich vor der Trennung liebevoll um die Kinder gekümmert haben, Teilzeit gearbeitet haben etc, und nach der Trennung auf zweiwöchiges Besuchsrecht runtergesetzt worden sind, weil es „Konflikte“ gab. Klar, wenn man vorher Teilzeit arbeitet, hat man bessere Chancen, dass die Mutter nach der Trennung auch arbeitet und vielleicht ein Wechselmodell will. Aber auch das ist letztlich Glückssache, in vielen Fällen (z.B. bei Arbeitslosigkeit der Frau) hat man als Vater keine Chance.

    Was ich damit sagen will: es ist einfach nicht wahr, dass diejenigen Väter, die ihre Kinder nach der Trennung betreuen dürfen, diejenigen sind, die sich schon vorher gekümmert haben. Vielmehr sind es diejenigen, die Glück haben (Mutter ist einverstanden) oder Pech haben (Mutter ist tot oder erziehungsunfähig). In jedem Fall sind es wenige. Ich finde es ziemlich arrogant, über die anderen Väter zu pauschalisieren, und insbesondere sich selbst dann auszunehmen. Auch Dir kann es eines Tages passieren, dass Du Deine Kinder plötzlich nicht mehr sehen darfst.

    • Jochen sagt:

      Zeig mir einen einzigen Vater, der mehr als 6 Monate in Elternzeit war, der sich wirklich vor der Trennung bereits hälftig um alles gekümmert hat und jetzt sein Kind nur noch jedes zweite Wochenende sehen darf. Wenn du einen solchen gefunden hast, können wir darüber reden. Sich liebevoll um die eigenen Kinder kümmern und Teilzeit arbeiten reicht meiner Ansicht nach nicht aus für ein Anrecht auf ein Wechselmodell.

      • Claudia sagt:

        Warum nicht? Was mache ich als Mutter denn mehr? Vielleicht haben wir ja eine unterschiedliche Definition von „sich kümmern“?

        • Jochen sagt:

          Es geht um wesentlich mehr, als sich hin und wieder mal liebevoll zu kümmern. Ich hab ein paar Punkte mal in einem Artikel bei umstandslos aufgeschrieben: „Wer bleibt zuhause, wenn das Kind krank ist? Wer wird vom Kindergarten angerufen, wenn es dem Kind nicht gut geht? Wer hat im Blick, wann die nächste Impfung oder Vorsorgeuntersuchung bei der Kinderärztin ansteht und ob sich noch genügend passende Klamotten im Kinderkleiderschrank befinden? Wer geht mit dem Kind neue Schuhe (auch Hausschuhe für die Kita) kaufen? Wer besorgt das Geburtstagsgeschenk für den Kindergeburtstag? Und wer fordert immer wieder Gespräche darüber ein, wie das Ganze aufzuteilen ist?“ (https://umstandslos.com/2016/02/05/feministische-vaterschaft/)

          Ich wette, dass sich kein Vater findet, der alle diese Tätigkeiten mindestens zur Hälfte ausgeführt hat und der nun sein Kind nur noch jedes zweite Wochenende sehen darf.

          • Christoph Schnyder sagt:

            Ok, dann wollen wir mal. Hab grad einen Arbeitskollegen interviewt, der das Kind nur jedes zweite Wochenende hat, und von dem ich weiss, dass er früher ein sehr aktiver Vater gewesen ist, wie es bei ihm ausgesehen hat:

            * Elternzeit gibt es bei uns in der Schweiz nicht, weder für Väter noch für Mütter. (Bzw auch in Deutschland, das mit der nicht genommenen Elternzeit ist ja nur in den Fällen ein Argument, wo der Vater wenig bzw keine und die Mutter gleichzeitig viel Elternzeit genommen hat. Es kann ja auch sein, dass die Mutter ebenfalls wenig Elternzeit genommen hat. Hieltest Du es auch bei Müttern, die nicht mehr als 6 Monate Elternzeit genommen haben, für gerechtfertigt, dass sie bei einer Trennung ihre Kinder verlieren?) In jedem Fall: jahrelange Teilzeitarbeit zu 70% ist aus meiner Sicht mindestens genauso viel wert wie ein paar Monate mehr Elternzeit, eher sogar mehr.

            * Wer ist zu Hause geblieben, als das Kind krank gewesen ist? Der Vater, weil die Mutter beruflich nicht konnte.

            * Wer wurde vom Kindergarten angerufen? Der Vater, weil die Mutter beruflich nicht kurzfristig kommen konnte.

            * Wer hat im Blick, wann die nächste Impfung oder Vorsorgeuntersuchung bei der Kinderärztin ansteht? Es war ein Kinderarzt, und die Impfungen und Untersuchungen hatte der Vater im Griff.

            * Und ob sich noch genügend passende Klamotten im Kinderkleiderschrank befinden? Beide, Kleiderkauf vor allem der Vater, Wäsche mehrheitlich aber nicht ausschliesslich die Mutter.

            * Wer geht mit dem Kind neue Schuhe (auch Hausschuhe für die Kita) kaufen? Der Vater.

            * Wer besorgt das Geburtstagsgeschenk für den Kindergeburtstag? Mal so, mal so.

            * Und wer fordert immer wieder Gespräche darüber ein, wie das Ganze aufzuteilen ist? Wieso in aller Welt sollte das denn notwendig sein, wenn der Vater eh schon die Mehrheit macht? Hinter dieser Frage steckt doch nur die Anschuldigung, Väter würden sich vor der Hausarbeit drücken.

            Leider hat die Frau dann ein Jahr vor der Trennung die Stelle gekündigt und hatte schlechte Aussichten auf einen neuen Job. Aus Sicht des Gerichts hat es daher „mehr Sinn“ ergeben, dass die Mutter auf das Kind aufpasst während der Vater das Geld verdient, das wegen der zweiten Wohnung dringend gebraucht wurde. (Vermutlich hatte man auch die potentiellen Sozialhilfekosten im Auge, auch wenn das natürlich niemand offiziell sagt.)

            Das mag jetzt ein relativ klar unfairer Fall sein, er ist vielleicht nicht der häufigste, und wahrscheinlich wirst Du es jetzt als Einzelfall abtun. Die Mehrheit der Fälle liegt aber wohl irgendwo in der Mitte, also keine Super-Papis, aber auch nicht das von Dir dargestellte negative Bild von Vätern, die angeblich alle nicht wissen, welche Schuhgrösse ihre Kinder haben. Väter, die vielleicht einen Tag die Woche zu Hause geblieben sind, ihre Kinder morgens in die Schule gebracht haben, abends gekocht, gespielt und die Kinder ins Bett gebracht haben, meist zu Arztterminen gegangen sind, einfach insgesamt vielleicht etwas weniger gemacht haben als die Mutter. Dass diese dann ihre Kinder nur noch alle 14 Tage sehen ist halt auch nicht wirklich richtig, aber gelebte Realität in sehr vielen Fällen.

            Ich denke aber auch generell sollte man sich nicht zu viel auf solche bisherige Betreuungsleistung einbilden, und sich daraus Vorrechte für die Kinderbetreuung für den gesamten Rest der Kindheit ableiten. Insbesondere wenn die Trennung schon im jungen Alter erfolgt, wo vielleicht erst ein paar wenige Jahre Betreuung hinter einem liegen aber noch mehr als ein Jahrzehnt vor einem, in dem sich noch viel hätte ändern können wenn die Partnerschaft gehalten hätte. Ich habe ebenfalls über lange Strecken mehr betreut als meine Partnerin, aber es käme mir nie in den Sinn, dass das ein Grund sein könnte, warum sie im Fall einer Trennung dann das Kind plötzlich nur noch alle 14 Tage sehen sollte.

          • Jochen sagt:

            Ich kann den Fall jetzt nicht nachprüfen. Ich bin aber skeptisch. Mir haben schon so viele Väter erzählt, sie hätten sich zur Hälfte um die Kinder gekümmert und beim genaueren Hinsehen wurde deutlich, dass das einfach nicht wahr ist. Es gibt auch genügend Studien, die zeigen, dass Väter häufig angeben, sie würden die Hälfte der Hausarbeit machen, wenn sie in Wahrheit nur einen Bruchteil der Aufgaben übernehmen. Väter übertreiben ihre Bedeutung innerhalb der Familie gerne, weil sie nicht im Blick haben, welche weniger sichtbaren Aufgaben alle von der Mutter übernommen werden.

            Und die Wahrheit kann allein deshalb schon nicht in der Mitte liegen, weil der Anteil der Fälle, in denen Väter die Hälfte oder mehr Zeit mit den Kindern verbringen, statistisch gesehen verschwindend gering ist – wahrscheinlich wesentlich geringer als die Zahl der bereits im Wechselmodell lebenden Kinder. Ich bin ja überhaupt nicht grundsätzlich gegen ein Wechselmodell. Aber es funktioniert nur mit viel Kommunikation und wenn sich die Eltern grundsätzlich darüber einig sind. Wenn sie es nicht sind, sollte das Kind nach der Trennung überwiegend bei dem Elternteil leben, das auch vor der Trennung die meiste Zeit mit dem Kind verbracht hat – das ist in 96 – 99% der Fälle die Mutter.

          • Christoph Schnyder sagt:

            Ich werde wohl kaum Deine Meinung ändern können im Bezug darauf, welchen Statistiken und Einzelfallbeschreibungen Du glaubst, und bei welchen Du „skeptisch“ bist. Sicher gibt es Väter, die Ihre Rolle in Kinderbetreuung und Haushalt überschätzen, aber es gibt auch nur allzu viele Mütter, die fest der Überzeugung sind, dass sie den ganzen Haushalt schmeissen, und wenn man dann nachfragt, kommen ziemlich viele Einschränkungen dabei raus. Und es gibt auch viele Statistiken, die aussagen, dass Männer im Durchschnitt einen nicht unerheblichen Anteil der Kinderbetreuung übernehmen (auch wenn oft die Partnerin zumindest noch etwas mehr macht). Die kann man dann wieder relativieren, indem man behauptet, es gäbe da noch viele „unsichtbare“ Aufgaben. Und und und. Man wird sich nicht einig werden. Aber in dem konkreten Fall habe ich zumindest Deine Fragen beantwortet, bei mir selbst hätten die Antworten übrigens auch nicht viel anders ausgesehen, insofern scheint es mir unwahrscheinlich, dass da noch massenhaft unsichtbare Tätigkeiten bestehen, die bei meinem Kollegen und mir durch die Partnerin übernommen wurden bzw werden.

            Zu: „die Wahrheit kann allein deshalb schon nicht in der Mitte liegen, weil der Anteil der Fälle, in denen Väter die Hälfte oder mehr Zeit mit den Kindern verbringen, statistisch gesehen verschwindend gering ist“:
            Das ist eben ein Fehlschluss. Dass in 96% der Fälle die Mutter mehr macht als der Vater, heisst nicht zwingend, dass sie in all diesen Fällen VIEL mehr macht als der Vater. Es kann ja sein, dass die Mutter z.B. 70% betreut und der Vater 30% – das schiene mir in vielen modernen städtischen Doppelverdiener-Familien, die ich kenne, jetzt nicht so unrealistisch. Diese Väter sind alle Teil Deiner 96%, die dann nach der Trennung – aus Deiner Sicht völlig zurecht – mit einem zweiwöchigen Besuchsrecht abgespeist werden.

            Dass die Zahl der Wechselmodelle heute höher ist als die Zahl der Fälle wo der Vater vor der Trennung mehr gemacht hat als die Mutter ist ebenfalls korrekt. Der Vergleich ist aber nicht sinnvoll und darüber hinaus suggestiv, weil es sich eben – wie ich weiter oben bereits geschrieben habe – überhaupt nicht um die gleichen Fälle handelt.

            Am Ende kann man halt ein einfaches Faktum nicht wegreden: das Hauptkriterium der Gerichte, ob ein Wechselmodell in Frage kommt, ist eben nicht, wieviel Prozent man vorher betreut hat. Das Hauptkriterium ist, ob zwischen den Eltern Einigkeit herrscht oder nicht. Ich könnte mit gewissen Einschränkungen damit leben, wenn WIRKLICH einfach das bisherige Betreuungsmodell weitergeführt würde, d.h. wenn der Vater, der vorher 30% betreut hat, auch weiter 30% betreuen darf. Aber das ist heute nicht so. Das Kind wird im Streitfall einem Elternteil zugeteilt, der andere „besucht“ es. Und zwar mit Argumenten („viel Kommunikation notwendig“, „funktioniert nicht bei Uneinigkeit“), die nichts mit den bisherigen Betreuungsanteilen zu tun haben, sondern auf eine Alles-oder-Nichts-Lösung abzielen.

          • Claudia sagt:

            oben schreibst Du: „Sich liebevoll um die eigenen Kinder kümmern und Teilzeit arbeiten reicht meiner Ansicht nach nicht aus für ein Anrecht auf ein Wechselmodell.“

            in der Antwort dann: „Es geht um wesentlich mehr, als sich hin und wieder mal liebevoll zu kümmern.“

            Das ist in meinen Augen einfach nicht sauber argumentiert.
            „Sich kümmern“ heißt für mich eben genau das, was du beschreibts. „Sich kümmern“ ist allumfassend.
            Du unterstellst mit deiner ersten Aussage pauschal das Männer das eben grundsätzlich nicht tun. Das mag sich mit deinen persönlichen Erfahrungen decken aber es klingt in meinen Augen eben doch nach pauschaler Vorverurteilung.
            Mein Mann tut all das selbstverständlich was du beschreibst. dabei arbeitet er noch nicht mal Teilzeit, sondern voll, inklusive Dienstreisen und Rufbereitschaft. Ja, ich weiß er ist damit ein Ausnahmemodell aber so dermaßen viel mehr engagiert als die anderen Väter in unserem Umfeld ist er nun auch wieder nicht. In meinem persönlichen Umfeld ist der Vater, der von nichts was weiß und heillos überfordert wäre, wenn seine Partnerin ausfällt die absolute Seltenheit. Und ja ich weiß auch das ist leider immer noch nicht der Standard in deutschen Familien aber mich stört trotzdem einfach diese Pauschalisierung.

            Auch finde ich das Argument: Wer vorher nie mit dem Kind Schuhe kaufte hat auch kein Anrecht auf das Wechselmodell. naja … nicht ganz überzeugend. Wichtiger als die prozentuale Aufteilung ist meiner Ansicht nach der Wille beider Eltern zu Kommunikation und die Bereitschaft zu und das Wissen um die Menge an Engagement, die nötig ist um ein Wechselmodell zu stemmen. Schuhe kaufen, Arzttermine organisieren etc kann man lernen aber zusammenarbeiten als Paar, obwohl man getrennt ist, das muss man vorher schon gekonnt haben.

            Es wird sich im Feminismuss dauernd auf die prozentuale Aufteilung gestürzt und irgendwie erscheint mir das wenig sinnvoll und eher ein Auslöser für nie enden wollende Diskussionen und Grabenkämpfe.

          • Wolle sagt:

            Tut mir Leid, du machst es dir sehr einfach. Du unterstellst, das Männer, die mehr arbeiten und weniger im Haushalt und bei der Kindererziehung leisten es aus freien Stücken tun. Aber es ist eine Entscheidung die beide treffen. Oftmals ist es sogar so, das Männer mehr wollen, aber es nicht dürfen, weil Frau es nicht will. Schaue dir mal die Ergebnisse der KiMis -Studien an. Sehr aktuell und zeichnet wissenschaftlich fundiert ein völlig anderes Bild als das was du hier suggerieren möchtest.
            Meine persönliche Erfahrung: Ich hatte bei beiden Kindern gerne mehr als die 2 Monate Elternzeit genommen. Die Mutter wollte es aber nicht. Ich habe auch Teilzeit gearbeitet, Erziehungsurlaub genommen, habe mich immer um die Kinder gekümmert, bin gleich oft zum Kinderarzt wie sie. Für die Mutter war mein Anteil im Haushalt während der Ehe nie genug, sie wollte exakte 50:50 Aufteilung. Und das obwohl ich 2/3 des Familieneinkommen bestritten habe. Eine quadratur des Kreises.
            Die Ehe ist gescheitert und nun argumentiert die Frau so wie du, ich soll die Kinder nur noch alle 14 Tage besuchen dürfen.
            Es gibt leider genug Frauen, die genau wissen, dass sie bei der Trennung die besseren Karten haben und ihre Männer in der Beziehung dann auch so behandeln. Die Kinder als Faustpfand. Da ist ein gutes Lebenmodell, entweder er spurt wie ich es will, oder er zahlt den Rest seines Lebens. Glaub mir, Frauen sind nicht per se Opfer und Gutmenschen. Und fehlt bei so einer Diskussion der Blick für die Kinder. Die brauchen beide Eltern und nicht nur einen Spaßpapi.

          • Jochen sagt:

            @Wolle: Dein Beispiel zeigt doch wunderschön, dass es nicht die Mutter war, die verhindert hat, dass du dich 50/50 beteiligst. Wessen Entscheidung soll es denn sonst gewesen sein, wenn nicht deine? Wenn du dich entschieden hast, weiterhin zu 2/3 für das Familieneinkommen zuständig zu sein und dich dafür nicht hälftig um dein Kind zu kümmern, ist es meiner Ansicht nach nur gerecht, wenn das auch nach einer Trennung so bleibt. Das hat nix mit „Faustpfand“ zu tun, sondern ist einfach nur die direkte Folge deiner Entscheidung. Ich finde es kann niemandem zugemutet werden (auch nicht den Kindern), dass plötzlich im Falle einer Trennung diese Aufteilung völlig über den Haufen geworfen wird – in einer Situation in der es aufgrund der Emotionen durch die Trennung kaum möglich ist, zu irgendwelchen gemeinsamen neuen Entscheidungen zu kommen. Da kann von einem Vater durchaus verlangt werden, zu seiner vorherigen Entscheidung auch für die Zeit nach der Trennung zu stehen.

          • Jochen sagt:

            In dem Artikel hier oben geht es aber eigentlich um was anderes.

            Wenn ihr weiter über euer Thema diskutieren wollt, könnt ihr das unter meinem Artikel über das vermeintliche Maternal Gatekeeping (http://jochenkoenig.net/2017/01/20/maternal-gatekeeping/), unter dem über die schräge Gerechtigkeitsvorstellung vieler Väter (http://jochenkoenig.net/2015/11/11/vater-und-ihre-kampfe-fur-gerechtigkeit/) oder unter vielen anderen meiner Artikel tun, in denen es genau darum geht.

  5. Barbara sagt:

    Wie anmaßend und entlarvend die Kommentare zu Deiner Beziehungskonstellation sind! Es tut mir sehrleid, dass Du Dir so etwas anhören musst.
    Ich habe großen Respekt davor, wie Du Deine Vaterschaft lebst. Danke für die Öffentlichkeitsarbeit, die du dazu leistest!

  6. Sophie sagt:

    Lieber Jochen, danke für diesen Artikel! Meine Konstellation ist eine ganz andere: ich habe geheiratet, mit eben dieser Vorstellung von lebenslanger Treue, gemeinsamen Kindern… Vieles habe ich damals geglaubt und für richtig gehalten, von dem ich jetzt denke, dass es vor allem vorgelebte Tradition war, mit leider sehr wenig Inhalt… 🙁 Wir haben ein Kind bekommen, uns getrennt (ganz und gar nicht „im Guten“), lassen uns jetzt scheiden und unser Sohn lebt bei seinem Papa. Das ist aus verschiedenen Gründen für mich nicht ganz einfach…

    Letztendlich finde ich: Es ist scheißegal, „wie“ unsere Kinder entstanden sind. Es ist auch eher zweitrangig, mit welchen (Co/Stief/Groß/Bonus)Elternteilen sie zusammenleben, solange sie IMMER und bedingungslos mit Liebe und Respekt behandelt werden. 🙂 Es kommt auf die Liebe an. Die zum Kind und die zu den anderen Menschen in unserem Leben. Und Liebe ist so vielfältig!

    Ich finde es so wunderbar, wie differenziert und reflektiert du schreibst. 🙂 Ich glaube das Problem der meisten Hasskommentierer ist doch, dass sie – aus Faulheit, Angst oder Dummheit – nicht differenziert und reflektiert nachdenken.

  7. Phil sagt:

    Hallo Jochen,

    guter Artikel. Ich finde es bemerkenswert, wie du es schaffst solch ein Modell zu leben und dabei glücklich zu sein. Ich hab dein Buch leider noch nicht gelesen, werde es aber definitiv noch tun.
    Mich würden drei Punkte besonders interessieren:
    Wie schaffen du und alle anderen Beteiligten, dabei keine große Eifersucht zu verspüren und das Ganze emotional so gut zu trennen?
    Wie schafft du das zeitlich zu organisieren, um für alle Beteiligten genug da zu sein und dabei finanziell noch einigermaßen unabhängig zu bleiben, z.B. mit einem Teilzeitjob, der muss ja schon sehr gut bezahlt sein
    Wie schaffst du es dich nicht zu sehr auf eine Person zu versteifen. Wenn ich beispielsweise verliebt bin, möchte ich soviel Zeit wie möglich mit der Person verbringen und vernachlässige dadurch oft alles andere. Wie schaffst du es dabei fair zu bleiben und Rücksicht auf die Mutter deiner Kinder zu nehmen. Oder ist das für dich kein Problem?

    Wie gesagt ich bewundere diesen Lebensentwurf sehr und wünsche mir manchmal auch so zu leben, kann mir aber aufgrund der oben genannten Punkte nur sehr schwer vorstellen.

    Ich würde mich über deine Gedanken dazu sehr freuen.

  8. Hanna sagt:

    Ach, dass die Leute nicht endlich Mal vor ihrer eigenen Türe kehren können…ich finde es mutig, so offen über dein Leben zu schreiben und Menschen Mit zu machen, sich von traditionellen Mustern zu lösen bzw sich von diesen Mustern nicht an einem glücklichen Leben hindern zu lassen!
    Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr solche Kommentare einen beschäftigen können und wiean sich angreifbar macht, indem man anderen sein Privatleben zugänglich macht.

  9. Laura sagt:

    Lieber Jochen, ich verfolge schon lange mit großem Interesse, großer Freude und meistens mit großer Zustimmung deinen Blog. Zu der immer, auch in den vorherigen Kommentaren zu diesem Artikel, wiederkehrenden Diskussion darum, ob die Kindererziehung (und der Haushalt) vor einer Trennung gerecht aufgeteilt war oder nicht, ist mir folgender Comic in die Hände gefallen, der wunderbar ein zugrundeliegendes Problem illustriert und dass es nicht allein damit getan ist, dass jeder Elternteil 50% der anfallenden Aufgaben/Tätigkeiten übernimmt: https://www.theguardian.com/world/2017/may/26/gender-wars-household-chores-comic Es könnte auch erklären, warum die Empfindungen zur Aufteilung oft weit auseinander liegen, wenn man die Elternteile, z.B. im Falle einer Trennung, getrennt befragt.

  10. Gudrun sagt:

    Ohne deinen Beitrag völlig zu Ende gelesen zu haben, kam mir schon alles hoch bei den Zitaten! Wie viele Kinder sind denn bitte schön in lieblose Elternbeziehungen hineingeboren oder täglich der Gewalt durch ihre Eltern ausgesetzt. Lieber zwei getrennte Eltern, die freundschaftlich und vernünftig miteinander umgehen können, bei denen das Kind nicht zum Spielball von irgendwelchen persönlichen Interessen wird, und die ihr Kind genau die Liebe entgegenbringen, die das Kind benötigt. Die Zitate sind das beste Beispiel für das Schwarz-Weiß- / Gut-Böse-Denken unserer Gesellschaft.

  11. Tina Stavemann sagt:

    Ich bin tief beeindruckt, wie du dein individuelles Lebensmodell lebst und vor allem für deine Kinder ein verlässlicher Vater bist. All diese fiesen Kommentare sind furchtbar!
    Ich freue mich sehr, deinen Blog entdeckt zu haben!

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